Alexander
Zverev will gegen den US-Amerikaner
Taylor Fritz seinen bislang größten
Erfolg in
Wimbledon erreichen. Und die deutsche Nummer eins hofft, dass
das angeschlagene Knie hält.
Alexander Zverev
zog sich ins Raynes Park Tennis Centre zurück. Fünfzehn Autominuten
entfernt von der beeindruckenden Wimbledon-Anlage des All England Clubs
und abseits der Öffentlichkeit stand für den Olympiasieger am Sonntag
zur Mittagszeit die Vorbereitung auf das spannende Duell gegen Taylor Fritz an - für die deutsche Nummer eins auch die Gelegenheit, in das angeschlagene Knie hineinzufühlen.
Das Achtelfinale beim Rasenklassiker an der Church Road wird
für Zverev gleich zum doppelten Belastungstest. Hält das Knie, das der
leicht humpelnde Weltranglistenvierte nach dem letztlich souveränen 6:4,
6:4, 7:6 (17:15)-Drittrundenerfolg gegen den Briten Camaron Norrie
mit einer Bandage stützte? Und kann Zverev mit seinem erstmaligen
Viertelfinaleinzug in London in den Kreis der ernsthaften Titelanwärter
aufsteigen? Sein Auftritt am Montag wird Antworten liefern.
Mediziner geben positives Zeichen
Erste
medizinische Tests am Samstagabend soll der zweimalige
Grand Slam-Sieger gut überstanden und Bestätigung für sein eigenes
Bauchgefühl erhalten haben. Zverevs Management reagierte nicht auf eine
Anfrage. Zverev, dessen Match Pep Guardiola aus der Royal Box und auch 2014-Weltmeister Mats Hummels auf dem Centre Court verfolgten, musste sich nach einem Sturz beim Stand von 2:2 im zweiten Satz am linken Knie behandeln lassen und bekam später einen Tapeverband angelegt. Für einen Moment wurden Erinnerungen an die schwere Knöchelverletzung bei den French Open 2022 wach - doch Zverev berappelte sich und brachte den Sieg durch. Am Abend stand eine MRT-Untersuchung an.
"Ich werde es checken lassen. Ich fühle mich in manchen Bewegungen etwas eingeschränkt", sagte Zverev, er habe auch Schmerzen verspürt:
"Aber ich war in der Lage, auf meinem Level weiterzuspielen." "Ich hatte Schmerzen und muss es im MRT checken lassen. Ich glaube aber nicht, dass es zu ernst sein kann",
sagte Zverev. Schließlich habe er nach dem Sturz im zweiten Satz das
Match gegen Norrie auf hohem Level beenden können. Danach scherzte er
sogar noch mit Pep Guardiola, der zu Zverevs großer Freude aus der Royal
Box zuschaute. "Wenn du keine Lust mehr auf Fußball hast, kannst du mich trainieren", rief Zverev dem Fußball-Starcoach lachend zu.
Dann begann aber direkt die Regeneration für das Achtelfinale. Bei
welchen Bewegungen er Schmerzen verspürt, behielt der
French-Open-Finalist für sich. "Ich bin immer noch im Turnier",
sagte Zverev. Und gegen Fritz, den Weltranglisten-12. aus den USA, kann
es auch auf Kleinigkeiten ankommen. Zweimal, 2018 und 2021, konnte der
Hamburger den 26-Jährigen in Wimbledon schon besiegen und liegt
insgesamt in den direkten Duellen mit 5:3 vorn.
Viel Arbeit in seinen Aufschlag gesteckt
Sollte er körperlich wieder voll auf der Höhe sein, hat Zverev - nach Jan-Lennard Struffs Viersatz-Niederlage gegen Daniil Mevedev
der letzte deutsche Profi in den Einzelwettbewerben - gute Chancen.
Gute Chancen auf seinen bisher größten Erfolg auf Rasen. Und sogar auf
mehr.
"Ich arbeite daran, mir meinen Traum zu erfüllen. Das ist mein Mindset, da will ich hin",
sagte Zverev, der weiter nach seinem ersten Grand-Slam-Titel strebt.
Und mit beharrlichem Training ein echtes Pfund entwickelt hat - sein
mächtiger Aufschlag ist in Wimbledon eines der Gesprächsthemen.
Der 1,98 Meter große Hüne bringt sein erstes Service im Schnitt mit
mehr als 200 Kilometern pro Stunde und einer hohen Quote von 73 Prozent
ins Feld, es folgt fast immer der Punktgewinn. "Wegen meines Aufschlags habe ich das Finale der US Open verloren und vielleicht einige andere Grand Slams", sagte Zverev: "Über die Jahre war es der Schlag, an dem ich am meisten gearbeitet habe."
Um eines Tages doch als Majorsieger in die Sportgeschichte einzugehen.
Zverev hofft in London nun auf mehr. Der Sprung ins Viertelfinale gelang ihm bei dem Tennis-Klassiker bislang noch nicht, bei den drei anderen Grand Slam-Events in Melbourne, Paris und New York erreichte er mindestens das Halbfinale. Zuletzt verpasste der Hüne mit einer Finalniederlage bei den French Open seinen ersten Major-Titel. Um den will der starke Aufschläger nun an der Church Road mitspielen. Die größten Favoriten auf die Trophäe sind zwar der italienische Weltranglistenerste Jannik Sinner und der dreimalige Grand Slam-Sieger
Carlos Alcaraz aus Spanien. Doch die Experten haben auch Zverev im Blick, der die ersten beiden Runden glatt gewonnen hatte. Im Achtelfinale trifft Zverev auf den an Nr. 13 gesetzten US-Amerikaner Taylor Fritz, der sich in den späten Abendstunden gegen den an Position 24 gelisteten Chilenen mit 7:6 (3), 6:3, 7:5 behaupten konnte.