Nach dem Finaleinzug in Paris steht für
Alexander Zverev nun eine völlig andere Aufgabe an. In
Wimbledon kommt es für den 27-Jährigen vor allem auf den Kopf an.
Rasentennis scheint Alexander Zverev nach all den Jahren noch immer
suspekt zu sein. Die Ballwechsel sind eher kurz. Die Phasen, in denen
der deutsche Topspieler gegen starke Aufschläger wenig ausrichten kann,
manchmal quälend lang. Für Zverev wird es vor allem eine Kopfsache,
seine durchwachsene Bilanz beim Klassiker in Wimbledon endlich zu
verbessern.
"Ich muss ehrlich gestehen, auf Rasen fällt es mir
sehr, sehr schwer, die Konzentration beizubehalten", sagte der
French Open-Finalist bei Sky vor dem Turnierstart des Jahres-Highlights
am Montag: “Und es fällt mir sehr schwer, dass es mir im Match nicht
langweilig wird.”
Zverev wartet auf erstes Viertelfinale
In
Paris und New York stand Zverev bereits bei den Majors im Endspiel, in
Melbourne zweimal im Halbfinale. In Wimbledon reichte es bei sieben
Teilnahmen des Olympiasiegers gerade einmal für das Achtelfinale. Dabei
bringt Zverev mit seinem mächtigen Service und seinem sicheren
Grundlinienspiel eine starke Basis mit.
So sieht es auch der
einstige Turnierchampion
Michael Stich, der Zverev trotz der bisherigen
Probleme durchaus im erweiterten Favoritenkreis sieht. "Gerade nach
seinem Erfolg bei den French Open sollte er so viel Selbstvertrauen
haben, dass er weiß, dass er auch in Wimbledon weit kommen kann", sagte
Stich der Sport Bild. Und fügte an, dass es "immer eine Frage des
Kopfes" sei
Das Rasentennis bleibe besonders, auch wenn seit Veränderung der Saat
die Zeiten des klassischen Surf-and-Volley vorbei scheinen. So wie
einst der dreimalige Champion Boris Becker sucht heute kaum ein Spieler
mehr permanent den Weg ans Netz. Becker sprach in Bezug auf die Volleys
eins von einer "verlorengegangenen Kunst". Zverev sollte sie womöglich
für sich entdecken.
Zverev in Halle im Halbfinale
"Zverev
sollte die Volleys so in sein Spiel integrieren, dass sie einen Mehrwert
darstellen", sagte Stich: "Das heißt nicht, dass er immer den schweren
Volley versuchen muss, es geht vielmehr um die Einstellung, den Gegner
zu zwingen, Passierbälle zu schlagen, was wiederum eine Fehlerquelle
beinhaltet." Denn Zverev bringt mit seinen 1,98 Metern und langen Armen
eine beachtliche Spannweite mit, die Gegner schon einmal beeindrucken
kann.
In Halle/Westfalen reichte es für Zverev zuletzt für den
Halbfinaleinzug, den Titel gewann Australian Open-Champion Jannik
Sinner, der neben Titelverteidiger und French Open-Sieger
Carlos Alcaraz
zu den Topfavoriten gehört. Sollte
Novak Djokovic nach Meniskus-OP ein
Blitz-Comeback schaffen, wäre auch der Serbe diesem Kreis zuzurechnen.
Zverev muss in den ersten Runden erst beweisen, dass er mental bereit
ist für die große Herausforderung auf Rasen.