Ab heute ist
Dominic Thiem nicht mehr auf der ATP-Tour aktiv. Seine Abschieds-PK wurde auch zu einem sentimentalen Ritt durch die glorreiche Karriere des 31-jährigen Niederösterreichers.
Dominic Thiem und
Alexander Zverev werden bekanntlich vom selben
Ausrüster eingekleidet, seit Jahren schon und sicherlich zum
beiderseitigen Vorteil. Dieser Umstand bringt es auch mit sich, dass man
die beiden deutschsprachigen Heroen abseits ihrer Matches gerne im
selben Outfit sieht (auf dem Court bevorzugt Zverev bekanntlich
sleeveless, Thiem braucht schon seine kurzen Ärmel). Ganz aktuell in
Wien nun führen Thiem und Zverev einen Trainingsanzug zur Schau, der
ältere Sportfreunde rätseln lässt, ob die beiden nicht doch eher früher
als später eine Karriere als Speerwerfer anstreben. Und zwar für die
DDR!
Nichts jedoch könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein,
zumindest im Fall des nunmehrigen Tennis-Pensionärs Dominic Thiem. Denn
eben der teilte auf seiner letzten Pressekonferenz als aktiver Spieler
mit, dass er für heute einen Gaudekick mit ein paar Kumpeln geplant hat.
Nicht wissend, dass es in Wien und Umgebung an diesem Mittwoch ganz
kurz mal vorbei sein sollte mit dem herrlichen Wetter der letzten Tage.
Andererseits: Die Fußballer sind ja deutlich wetterfester als die
Tennisprofis.
Thiem schwärmt vom Djokovic-Match
Es war ein
halb-öffentliches Gespräch, das Dominic Thiem da in den Katakomben der
Wiener Stadthalle mit der Journalistenschar führte, ein paar Fans hatten
sich auch eingefunden, um dem Champion von 2019 zu lauschen. Diese Fans
werden Thiem nie mehr als aktiven Spieler sehen, darauf könnte man
durchaus etwas mehr als Dreieurofünfzig wetten. Er hätte nach seinem
Comeback mehr und mehr festgestellt, dass er sein altes, bestes Niveau
nicht mehr erreichen könne, erzählte der mittlerweile 31-Jährige. Und
wie solle das dann nach einer längeren Pause funktionieren?
Am
besten war dieses Niveau gegen Ende der 2010er-Jahre. Ganz explizit
griff sich Thiem auf Nachfrage das Match gegen Novak Djokovic bei den
ATP Finals 20019
in London heraus. Da sei er sich in der Früh jenes Tages nicht einmal
sicher gewesen, ob er überhaupt antreten können würde. Und dann hat er
ein episches Math hingelegt.
Del Potro für den größten Schmerz verantwortlich
Die größte
Wunde? Die Niederlage gegen
Juan Martin del Potro bei den
US Open 2017.
Aus mehreren Gründen, die Dominic Thiem bis heute präsent hat. Zum einen
aufgrund des Spielverlaufes: „Ich hätte ihn nie wieder in die Partie
reinlassen dürfen.“ Zum anderen aber auch wegen der Perspektive: Durch
die Fünf-Satz-Niederlage vor einer tobenden argentinischen Menge in New
York City versäumte Thiem ein Viertelfinale gegen
Roger Federer, eine
Night Session im Arthur Ashe Stadium. Das schmerze bis heute. Zumal er
gegen Federer kein einziges Match bei einem der vier Grand Slam-Turniere
gespielt habe.
Das Gute ist: Dominic Thiem wird das Rampenlicht nicht vermissen. Und
das ist ihm unbedingt zu glauben. Dass es den Adrenalin-Kick, den er
sicherlich auch am Dienstagabend bei seiner Niederlage gegen Luciano Darderi
noch einmal gespürt hat, in seinem weiteren Leben nicht mehr geben
wird, darauf sei er vorbereitet. Aber wer weiß: Vielleicht kochen ja
schon heute beim Fußball die Emotionen ein wenig hoch. Regen hin oder
her.