Thomaz Bellucci hängt seine Schläger an den Nagel und kündigt seinen Rücktritt vom Tennis an - "Ich bin glücklich und auch ein bisschen traurig"

Das Leben nach dem Tennis bereitet Thomaz Bellucci, der am Mittwoch bei den Rio Open 2023 sein letztes Spiel auf der ATP-Tour bestritt, keine Sorgen.

Die Klarheit, die er jetzt über seine Zukunft empfindet, steht jedoch in krassem Gegensatz zu den Sorgen, die er im Alter von 16 und 17 Jahren hatte, als er kurz vor dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Profisport stand. Eine Verletzung des linken Knies setzte ihn fast ein Jahr lang außer Gefecht und er war nahe daran, nie wieder zurückzukehren.

Damals brauchte er sechs Monate, um sich von der Operation zu erholen, gefolgt von einer langen Phase der Unsicherheit. Er begann, Bücher über Wirtschaft zu lesen und dachte darüber nach, seine Zeit dem Studium zu widmen.

"Ich hatte viele Zweifel", erinnert sich Bellucci gegenüber ATPTour.com. "Ich wusste nicht, ob es das Beste war, mit dem Tennis weiterzumachen. Ich wollte Spaß an anderen Dingen haben."

Seine Liebe zum Tennis und der Traum, der von der brasilianischen Legende Gustavo Kuerten inspiriert wurde, waren mit 17 Jahren nur schwer loszulassen, als er ein Leben außerhalb des Sports in Betracht zog.

"Ich wollte es in der Zukunft nicht bereuen. Ich musste noch ein bisschen mehr ausprobieren", sagte Bellucci. "Ich dachte: 'Ich werde mich erholen, zurückgehen und es noch einmal versuchen, aber wenn ich in zwei Jahren nicht gut gespielt habe, werde ich mich zurückziehen'. Das habe ich getan, und mit 19 war ich bereits unter den Top 200. Ich habe eine gute Wahl getroffen. Dieser Moment hat mich gelehrt, durchzuhalten und immer stark zu sein."

Mit seiner Entscheidung legte er den Grundstein für eine glänzende Karriere. Im Jahr 2010 wurde er als Nummer 21 der Weltrangliste zum zweithöchsten brasilianischen Spieler aller Zeiten, nur hinter seinem Helden Kuerten. Bellucci erreichte acht ATP-Tour-Finals, von denen er vier gewann, alle auf Sand: Gstaad (2009, 2012), Santiago (2010) und Genf (2015). Außerdem hat er 200 Siege auf Tour-Ebene errungen, zwei davon gegen Top-5-Gegner: Andy Murray, die Nummer 4 der Welt in Madrid 2011, und Kei Nishikori, die Nummer 5 in Rio 2017.

Mehrere Verletzungen haben ihn jedoch in den letzten drei Jahren nach und nach aus dem Turniergeschehen herausgerissen. Zwei neue Probleme zu Beginn des Jahres 2023 bestätigten, dass es für ihn an der Zeit war, seinen Schläger an den Nagel zu hängen. Das Ende des Weges kam am Mittwoch vor seinen heimischen Fans, als er in der ersten Runde eines seiner Lieblingsturniere gegen Sebastian Baez verlor.

"Es ist der richtige Zeitpunkt", sagte Bellucci, nicht ohne einen Hauch von Nostalgie in seiner Stimme, aber auch mit der Gelassenheit eines Menschen, der ein Kapitel seines Lebens abschließt, nachdem er alles gegeben hat. "Ich fühle mich glücklich und auch ein bisschen traurig. Tennis war viele Jahre lang Teil meines Lebens, es ist nicht leicht, mit dem Spielen aufzuhören. Aber ich habe es so sehr genossen, und mein Körper spürt jetzt die Jahre und die Opfer, die ich gebracht habe. Es ist an der Zeit, etwas anderes zu tun, neue Dinge zu erleben."