Alexander Zverev hat in Rom teilweise berauschendes Tennis gezeigt. Besonders seine Aufschlagquote war in einigen Runden von einem anderen Stern. Aber macht ihm das automatisch zu dem Topfavoriten für die French Open?
Die Leistung von Alexander Zverev im Finale in Rom war
über weite Strecken beeindruckend. Bei seinem eigenen Service gab er
über das gesamte Match gegen den bravourös kämpfenden Nicolas Jarry
gerade einmal fünf (!) Punkte ab. Und als es am Ende des zweiten Satzes
doch noch mal etwas kniffliger wurde, behielt er trotzdem die Nerven.
Völlig verdient holte der Deutsche seinen sechsten Master-Sieg und
überholte damit sogar Boris Becker, der fünfmal bei einem Masters-Event
triumphieren konnte.
Alexander Zverev: French-Open-Favorit als Mangel an Alternativen?
Aber
was ist dieser Sieg von Zverev nun wert? Besonders mit dem Blick auf
die French Open? Freilich gibt es Schlimmeres als mit einem
1000er-Triumph zum zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres zu reisen. Aber
ehrlicherweise hat er in Rom auch nicht die absoluten
Top-Gegner angetroffen. Dass Sinner und Alcaraz verletzungsbedingt gar
nicht an den Start gegangen sind und
Novak Djokovic eines der
schwächsten Spiele seiner Karriere in der ewigen Stadt gezeigt hat,
dafür kann Alexander Zverev rein gar nichts. Aber ist sein erster
Grand Slam-Titel nun wirklich so nah wie nie zuvor?
Dafür sprechen
zwei Beobachtungen aus Rom: sein Aufschlag. Wenn er es nur einigermaßen
schafft, die Qualität seines Aufschlags mit nach Paris zu nehmen,
dürfte er in Roland Garros äußerst schwer zu breaken zu sein. Gerade in
den ersten Runden könnte er so Kraft für die großen Duelle in Woche
zwei sparen. Was aber wahrscheinlich noch mehr für Alexander Zverev
spricht: Wer soll es sonst machen? Es fehlt an einem klaren Favoriten
bei den Herren. Nadals Körper ist ein Durchmarsch kaum zuzutrauen.
Hinter Sinner und Alcaraz stehen riesige körperliche Fragezeichen.
Hinter Djokovic das besagte riesige Form-Fragezeichen.
Schon oft die Erwartungen enttäuscht
Daher könnte es wirklich
in Paris das Turnier von Alexander Zverev werden. Einzig: Ganz ohne
Wackler ist er in Rom auch nicht aufgetreten. Er hat schon mal einen
Satz Pause gemacht und sich über den Kampf am Leben gehalten. Solche
Matches, erst recht über Best-of-five, könnten in Paris teuer werden.
Und noch etwas spricht gegen Zverev: Er reiste schon mehrmals nach
tollern Auftritten in Rom und/oder Madrid voller Selbstvertrauen nach
Paris und konnte die hohen Erwartungen dort dann aus unterschiedlichen
Gründen nicht erfüllen.
So findet sich kaum eine klare Antwort auf
die Frage, ob Alexander Zverev als Top-Favorit bei den French Open
aufschlägt? Aber dass man sich überhaupt mit dieser Frage beschäftigt,
zeigt, wie gut das Turnier von dem zuvor eher formschwachen Alexander
Zverev in Rom wirklich war.