Aus zehn mach zwei: Bei den
US Open halten nur noch
Alexander Zverev und
Jule Niemeier die deutsche Fahne hoch - und wollen nach dem Einzug in die dritte Runde mehr.
Für Alexander Zverev ist der Ablauf längst Routine. Souveräner Sieg,
Interview-Marathon, Regeneration einläuten, Fokus auf den nächsten
Gegner legen. Was für Deutschlands Tennisstar am Mittwoch nach seinem
Drittrundeneinzug bei den US Open wie Alltag wirkte, war für Jule
Niemeier zur gleichen Zeit etwas ganz Besonderes - denn für die
Dortmunderin sind zwei Siege in Folge bei einem
Grand Slam alles andere
als alltäglich.
"Es zeichnet eine Karriere aus, dass man nach
einer schlechten Phase wieder zurückkommt und voll da ist", sagte
Niemeier, die sich in New York nach Wochen und Monaten der
Enttäuschungen endlich wieder im Aufschwung befindet - und damit doch
irgendwie etwas mit Zverev gemeinsam hat."
Zverev wieder topfit
Klar, der Hamburger hat in Flushing
Meadows ganz andere Ambitionen als Niemeier - fühlt sich in New York
nach Wochen der Unsicherheit aber ebenfalls wieder richtig wohl auf dem
Platz. "Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so geschwitzt wie
heute", sagte der Weltranglistenvierte nach dem letztlich sicheren 6:4,
7:6 (5), 6:1-Erfolg gegen Alexandre Müller aus Frankreich bei extrem
heißen Bedingungen: "Aber lustigerweise habe ich mich sehr, sehr gut
gefühlt. Ich hatte keine physischen Probleme."
Auf der Jagd nach
seinem ersten Grand Slam-Titel hat Zverev seine Form und seine
Gesundheit pünktlich zum letzten großen Höhepunkt der Saison
wiedergefunden. Seit Jahren läuft der Olympiasieger von Tokio dem Traum
hinterher, endlich eines der vier wichtigsten Turniere zu gewinnen. In
New York scheint die Zeit - mal wieder - reif. "Ich habe sehr hart dafür
gearbeitet. Natürlich möchte ich eines Tages eine Grand Slam-Trophäe
stemmen", sagte Zverev, der im Kampf um das Achtelfinale am Freitag auf
den Argentinier Tomas Martin Etcheverry trifft.
Niemeier
steht an einem ganz anderen Punkt in ihrer Karriere, ruft nach einem
monatelangen Tief aber wieder ihr Potenzial ab - so auch beim 6:4, 6:0
gegen die Japanerin Moyuka Uchijima in der zweiten Runde. Nach dem Aus
von
Tatjana Maria am Mittwochabend (Ortszeit) ist die
Wimbledon-Viertelfinalisten von 2022 die letzte Deutsche in der
Frauen-Konkurrenz.
Niemeier trifft auf Olympiasiegerin
"Es
ist normal, wenn man nicht die Ergebnisse einfährt, dass man ein
bisschen an sich selbst zweifelt", sagte Niemeier, die ihrem Team für
die monatelange Aufbauarbeit dankte: "Ich bin einfach sehr froh, dass
sich das jetzt auszahlt."
In der dritten Runde trifft Niemeier auf die chinesische
Olympiasiegerin
Qinwen Zheng - die hatte sie 2022 in der dritten Runde
bereits einmal besiegt. "Das sie eine gefährliche Spielerin ist, ist
allen bewusst. Sonst würde sie nicht an Position sieben in der Welt
stehen", sagte Niemeier, die als Außenseiterin in das Match geht.
Das
gilt für Zverev in den ersten Runden standesgemäß nicht, das Duell mit
Etcheverry (Nummer 34 der Welt) soll nur eine Zwischenstation auf dem
Weg zum Titel sein. "Es wird ein hartes Match. Ich hoffe, ich kann mich
weiter steigern", sagte Zverev: "Wir werden sehen."