Alexander Zverev muss
sich bei seinem Auftaktmatch beim ATP-Turnier in München (
BMW Open ) nicht nur gegen
den Österreicher Jurij Rodionov behaupten, sondern auch mit den
schwierigen Witterungsbedingungen in der bayerischen Landeshauptstadt
kämpfen. Dennoch schlägt die deutsche Nummer eins den 24-Jährigen mit
einer besonders im zweiten Satz souveränen Leistung mit 7:6 (7:3), 6:2
und lässt das Publikum jubeln.
Es ging bei weitem nicht alles glatt für Alexander Zverev an diesem Mittwochnachmittag beim ATP-Turnier in München. Da war einmal das Netz auf dem Centre-Court in der bayerischen Landeshauptstadt, an dem der Deutsche anfangs immer wieder hängen blieb. Da war der Gegner Jurij Rodionov, der gar nicht daran dachte, Zverev den Court zu überlassen, obwohl dieser in der Weltrangliste 174 Positionen vor ihm platziert ist.
Und da war das Münchner Wetter, das Zverev erst mit Sonnenschein empfing, nur um sich dann als echte Herausforderung zu erweisen.
Zverev mit Willensleistung im Geduldsspiel
Und doch schaffte Zverev es am Ende, sich trotz der schwierigen Gemengelage mit 7:6 und 6:2 durchzusetzen - eine Willensleistung in diesem Geduldsspiel an der Isar. 7:3
gewann er den Tiebreak im ersten Satz nach 1:04 Stunden Spielzeit gegen
Rodionov. Freilich waren aufgrund der mehr als anderthalbstündigen
Regen- und Hagelunterbrechung nach 45 Minuten deutlich mehr
"Zeit-Stunden" vergangen.Doch
anstatt endgültig seinen Rhythmus zu finden, folgte nach dem ersten
Aufschlagspiel in Satz zwei von Rodionov prompt die nächste Pause, weil
der Himmel erneut seine Schleusen öffnete.Anders
als es zu befürchten war, schien die zweite Unterbrechung des Tages
Zverev aber geholfen zu haben. Der Deutsche glich umgehend zum 1:1 im
zweiten Durchgang aus und knöpfte seinem Gegner direkt danach erstmals
das Aufschlagspiel ab.
Publikum feiert Zverev mit La-Ola-Wellen
Auch
seinen nächsten eigenen Aufschlag brachte der Hamburger praktisch
ungefährdet über die Bühne - vergessen war der Ärger aus dem ersten
Satz, als ihm immer wieder Bälle zu tief gerieten und die fehlende
Präzision Rodionov einfache Punkte ermöglichte.Plötzlich
zog das Publikum, motiviert durch das verbesserte Spielniveau Zverevs,
mit. Während der (planmäßigen) Pausen beim Stand von 4:1 und später 5:2
animierte eine Gruppe junger Männer auf der Nordtribüne den Rest des
trotz des furchtbaren Wetters eisern verharrenden Publikums zu
La-Ola-Wellen.Dass
die Unterbrechungen den Genuss des ein oder anderen Kaltgetränks
begünstigt und somit mutmaßlich eine Rolle gespielt haben dürften, war
auch Zverev klar, der die Aktion der Zuschauer im On-Court-Interview
nach seinem Sieg belustigt aufgriff und zugeben musste: "Ich hätte auch
16 Bier getrunken, wenn ich jetzt sechs Stunden Zeit gehabt hätte."Gänzlich
zufrieden mit seinem Spiel war er trotz des Sieges aber nicht: "Wir
hatten etwas gutes Tennis, wir hatten etwas schlechtes Tennis."
Zverev: "Die Kälte ist die größte Herausforderung für mich"
Trotzdem
überwog die Freude über seinen Viertelfinaleinzug bei dem "besonderen
Turnier" (O-Ton Zverev) und damit auch über die Möglichkeit, etwas
länger in München bleiben zu können. "Ich bin froh, dass ich zum ersten
Mal seit ein paar Jahren hier im Viertelfinale stehe. Normalerweise
komme ich für einen Tag nach München und fahre dann wieder, deswegen ist
es schön, dass ich tatsächlich hierbleibe", so Zverev.Der
Erfolg in seinem Auftaktmatch sei nicht einfach gewesen, erklärte
Zverev, dem die mit dem einsetzenden Regen fallenden Temperaturen zu
schaffen machten. "Für mich ist die größte Herausforderung immer noch
die Kälte, weil um ehrlich zu sein, ist das etwas, das mein Spiel mehr
stört, als dass es ihm hilft", sagte er."Der
Platz und der Ball sind nicht lebendig, wenn ich mit 220 km/h
aufschlage, dann kommt der beim Gegner auf Hüfthöhe anstatt bei der
Schulter. Das ist ein Riesen-Unterschied", führte Zverev aus. Dennoch
war es zu Beginn des Spiels gerade der Aufschlag, der ihm dabei half,
nicht in Rückstand zu geraten, da er so immer wieder freie Punkte
generierte.
Zverev: Schwierige Umstellung nach Monte Carlo
Auf der Pressekonferenz bestätigte die deutsche Nummer eins auf Eurosport-Nachfrage,
dass der Grund für seinen eher schwächeren Start gegen Rodionov der
Temperatursturz im Vergleich zu seinen jüngsten Auftritten in Monte
Carlo gewesen sei."In
Monte Carlo haben wir bei 25 Grad und auf Meerhöhe gespielt. Hier hat
es fünf Grad, Regen und wir sind mehrere hundert Meter über dem
Meeresspiegel. Das ist ganz anderes Tennis", sagte Zverev.Nichtsdestotrotz
ist sich der 26-Jährige dessen bewusst, dass er sich mit den
Witterungsbedingungen in München arrangieren muss: "Für mich ist es
generell schwierig bei solchen Bedingungen und diesem Wetter, aber ich
muss das Beste draus machen."
Nächste Regenschlacht im Viertelfinale?
Für
den kommenden Freitag, wenn der Weltranglistenfünfte sein Viertelfinale
gegen den Sieger der Partie Alex Michelsen gegen Cristian Garín
austrägt, sind Temperaturen zwischen zwei und acht Grad vorhergesagt -
die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei bedrohlichen 80 Prozent.Auch
dann dürfte also wieder Geduld gefragt sein. Dass suboptimale
Bedingungen aber nicht unbedingt für subotpimale Ergebnisse sorgen
müssen, hat Zverev bei seinem Auftaktmatch unter Beweis gestellt.