Tennis-Legenden – Stefan Edberg: Schwedische Legende mit einzigartiger Welt‑Nr.‑1‑Leistung, berühmt für elegantes Aufschlag‑und‑Volley

ATP
Samstag, 06 Dezember 2025 um 21:30
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In die Fußstapfen der schwedischen Legende Bjorn Borg trat Stefan Edberg, charakterlich ähnlich gelassen, jedoch mit einem völlig anderen Spielstil als sein Landsmann. Edberg war berühmt für sein elegantes Serve-and-Volley, das ihm sechs Grand-Slam-Titel im Einzel einbrachte. Edberg ist zusammen mit John McEnroe einer der einzigen Männer der Open Era, die sowohl im Einzel als auch im Doppel die Nummer eins waren.
Geboren am 19.01.1966 als Sohn von Bengt und Barbro in der schwedischen Stadt Vastervik. Edberg war ein außergewöhnliches Juniorentalent und gewann Anfang der 1980er-Jahre sowohl die europäischen U14- als auch U16-Titel. Der schwedische Teenager vollendete anschließend das einzigartige Kunststück eines Junioren-Grand-Slams. Bis heute ist er der einzige Spieler, dem dies gelang.
Ein Jahr später wurde er Profi und betrat rasch den Siegerkreis. Edbergs erster Titel kam im März 1984 bei einem Hallenturnier auf dem schnellen Teppich von Mailand. Im Endspiel besiegte er Landsmann und künftige Größe Mats Wilander.
Die Saison 1985 brachte vier Trophäen, gekrönt vom ersten Grand-Slam-Erfolg bei den Australian Open, die damals im Dezember ausgetragen wurden. Ein Fünfsatzsieg über Ivan Lendl im Halbfinale, das wegen Regens über zwei Tage verteilt war, stärkte den Glauben auf dem Weg ins erste Major-Endspiel. Erneut war Wilander der unterlegene Gegner, diesmal in drei Sätzen. Edberg war in Melbourne erst 19 Jahre alt.

Formdelle nach dem Grand-Slam

In der Saison 1986 erreichte er kein weiteres Grand-Slam-Finale. Das Halbfinale bei den US Open war sein bestes Ergebnis über die vier Majors hinweg. Drei weitere Titel kamen hinzu, der wertvollste war der Heimerfolg in Stockholm. Es war Edbergs erster Triumph bei einem Turnier, das heute als 1000er gilt.
Durch die Entscheidung, die Australian Open dauerhaft von Dezember auf Januar zu verlegen, musste Edberg etwas länger auf seine Titelverteidigung warten. Er wurde der Favoritenrolle gerecht und wehrte die Aufholjagd des Publikumslieblings Pat Cash ab. Edberg machte es im fünften Satz mit 6:3 zu. Der Vasterviker holte 1987 weitere sechs Titel, darunter den Premieren­sieg in Cincinnati und die erfolgreiche Titelverteidigung in Stockholm. Er beendete die Saison auf dem bis dahin besten Rang zwei.
Ihren Höhepunkt erreichte Edbergs Saison 1988 auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Im ersten von drei aufeinanderfolgenden Wimbledon-Finals gegen Boris Becker drehte Edberg einen Satzrückstand und siegte in vier Sätzen zum dritten Grand-Slam-Titel. Zu diesem Zeitpunkt waren Edberg und Becker unbestritten die beiden prägenden Spieler auf Rasen. Zwei weitere Titel rundeten eine starke Saison ab.
Niederlagen in zwei Major-Endspielen in Folge in Paris und London frustrierten Edberg 1989. In der Roland-Garros-Show war der stilvolle Schwede dem zähen US-Grundlinienspieler Michael Chang gegenüber, damals erst 17. In einem wechselhaften Fünfsatzmatch wurde Chang der jüngste Grand-Slam-Sieger im Herreneinzel. Es blieb Edbergs knappste Chance auf den einen großen Titel, der ihm letztlich verwehrt blieb. Anschließend verlor er das Wimbledon-Revanchfinale gegen Becker in drei Sätzen. Die Saison endete jedoch versöhnlich: Edberg gewann erstmals das Saisonfinale der Grand Prix Masters (heute ATP Finals) in New York, mit einem Vier-Satz-Sieg über Becker.
Seine Saison 1990 begann mit einem verletzungsbedingten Rückzug im Endspiel der Australian Open. Gegen Lendl lag er zwei Sätze und 2:5 zurück, als er aufgab. Der Rest des Jahres verlief für Edberg äußerst erfolgreich, sieben Turniersiege folgten. Das Herzstück war die Titelverteidigung in Wimbledon nach einem Fünfsatzkrimi gegen den alten Rivalen Becker. In diesem Jahr erreichte Edberg erstmals die Nummer eins und übernahm im August das Zepter von Ivan Lendl.
Sechs Turniersiege im Jahr 1991 festigten Edbergs Position als Nummer eins der Welt. Im April holte er den vierten Titel beim Tokyo Outdoor. Auf Rasen erweiterte Edberg seine Trophäensammlung mit dem Sieg bei den Queens Club Championships im Juni. Der Saisonhöhepunkt folgte in New York, wo der lakonische Schwede seinen fünften Grand-Slam-Einzeltitel und den ersten bei den US Open einfuhr. Im Finale gab Edberg lediglich sechs Spiele ab und zerlegte Jim Courier förmlich.
1992 musste Edberg die Nummer eins abgeben, doch ihm gelang die Titelverteidigung bei den US Open. Im Endspiel setzte sich Edberg in vier Sätzen gegen den stark aufstrebenden Pete Sampras durch. Es war einer von drei Titeln in dieser Spielzeit.
1993 erreichte Edberg sein elftes und letztes Grand-Slam-Einzel-Endspiel, das er in vier Sätzen gegen Courier verlor. Sein einziger Titel der Saison gelang auf Sand in Madrid. Der Sieg in zwei Sätzen über Sergi Bruguera war wohl der zufriedenstellendste seiner Karriere auf Sand. 
In den letzten Jahren von Edbergs Karriere nahmen die Erträge ab. 1994 kamen zwar drei Titel hinzu, doch nach dem Halbfinale bei den Australian Open kam Edberg bei den übrigen Grand Slams der Saison nicht über die dritte Runde hinaus. 1995 startete er mit einem Titel in Doha. Dies sollte sein letzter Einzeltitel bleiben. Der elegante Schwede beendete 1996 seine Karriere mit der Bilanz von 41 Siegen in 77 Finals. Während seiner gesamten Laufbahn wurde er von Tony Pickard betreut. Edberg stand 72 Wochen als Nummer eins der Welt im Einzel an der Spitze.

Exzellenz im Einzel und im Doppel

Edberg gehörte zu den letzten Top-Einzelspielern, die parallel eine erfolgreiche Doppelkarriere pflegten. Er sammelte 18 Titel, darunter drei Grand Slams. Vieles davon gelang an der Seite des Landsmanns Anders Jarryd. Gemeinsam holten sie nach zwei zuvor verlorenen Major-Doppelfinals 1087 sowohl die Australian-Open- als auch die US-Open-Doppeltitel. Mit dem Tschechen Peter Korda kam beim Australian Open 1996 ein dritter Grand-Slam-Doppelerfolg hinzu.
Im Nationaldress gewann Edberg vier Davis-Cup-Titel. Er war Teil der Triumphe 1984, 1985, 1987 und 1994. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul startete Edberg im Einzel und Doppel, erreichte jeweils das Halbfinale und holte anschließend Bronze im Spiel um Platz drei. Bei den Spielen 1984 in Los Angeles, als Tennis Demonstrationssport war, gewann er Gold.
Edberg erarbeitete sich den Ruf, in fünften Sätzen starke Nerven zu zeigen. Bei seinem Triumph bei den US Open 1992 drehte er in drei aufeinanderfolgenden Matches den Entscheidungssatz nach Break-Rückstand.
Kurzzeitig ging Edberg ins Coaching, als Roger Federer, der den Schweden als Junge idolisiert hatte, ihn Ende 2013 um Unterstützung bat. Ihm wurde zugeschrieben, Federers Serve-and-Volley zu schärfen. Der Schweizer legte unter Edbergs Aufsicht keinen weiteren Major nach, holte aber dennoch 10 Masters-1000-Titel.
Nach seiner Tenniskarriere startete Edberg eine wettkampforientierte Squashlaufbahn. Er entwickelte sich in Schweden zu einem Spieler der Elite. Zudem widmete er sich dem damals noch jungen Racketlon, einer Kombination aus Tennis, Squash, Badminton und Tischtennis.
Stefan Edberg in Aktion.
Stefan Edberg kehrt in seiner glanzvollen Karriere an die Grundlinie zurück.

Leben nach der Tenniskarriere

Der große Schwede spielte eine Zeit lang auf der Seniorentour und gewann einen Titel auf Sand in Paris. 2012 verlor er ein Ein-Satz-Schau­match gegen Jo Wilfried Tsonga. Bei Grand-Slam-Turnieren ist er häufig als Zuschauer zu sehen, besonders in Wimbledon.
Bis 2016 diente Edbergs markante Aufschlagbewegung als Silhouettenlogo der Australian Open.
Boris Becker und Edberg sind die einzigen männlichen Tennisspieler, die den United International Athlete of the Year Award gewonnen haben. Edberg erhielt ihn 1990. Zudem gewann er fünfmal den ATP Sportsmanship Award. Nach seinem Rücktritt 1996 benannte die ATP die Auszeichnung dauerhaft nach ihm. Im selben Jahr wurde ihm der Philippe-Chatrier-Preis verliehen. Edbergs Aufnahme in die International Tennis Hall of Fame erfolgte 2004. Weitere Ehrungen umfassten zwei aufeinanderfolgende ATP-Spieler-des-Jahres-Trophäen 1990 und 1991.
Edberg ist seit 33 Jahren verheiratet. Seine Hochzeit mit Annette Hjort Olsen fand im April 1992 statt. Sie bekamen zwei Kinder, Emilie und Christopher. Die Braut war zuvor mit dem schwedischen Großmeister Mats Wilander liiert.
Abseits des Tennis ist Edberg Anhänger von Leeds United im Fußball und des Eishockey-Teams Vaxjo Lakers.
Sechs Grand-Slam-Titel im Einzel stellen ihn unter anderem gleich mit Boris Becker, den er in ihrer Trilogie von Grand-Slam-Finals bezwang. Edbergs vier Major-Titel auf Rasen wurden in der Open Era nur von vier Spielern übertroffen: Roger Federer (8), Pete Sampras (7), Novak Djokovic (7) und Bjorn Borg (5). Er liegt gleichauf mit Rod Laver auf Rang fünf. Als einer der besten Serve-and-Volley-Spieler erwies er sich als der letzte der heiligen schwedischen Tennistrias. Borg bleibt der Maßstab, doch Wilander und Edberg folgten ihm bald. Drei verschiedene Majors mehrfach zu gewinnen, stellt Edberg in eine äußerst erlesene Gesellschaft.
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