Australian Open: Zverev oder Medvedev ? Der Vergleich zum bevorstehenden Halbfinale

ATP
Donnerstag, 25 Januar 2024 um 20:00
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Alexander Zverev hat es geschafft! Durch sein garndioses Tennis konnte er Carlos Alcaraz im Viertelfinale besiegen. Nächster Gegner: Daniil Medvedev. Die altbekannten Rivalen stehen sich beim Halbfinale bereits das 19. Mal auf dem Platz gegenüber.
Zverev spielte vielleicht eines seiner besten Matches überhaupt und stürmte weiter ins Halbfinale. Wird das der erste Grand Slam-Titel für Sascha werden? Dafür müsste er erstmal an Medvedev vorbei. Dieser hatte ein deutlich längeres Match in seinem Viertelfinale und fühlte sich danach "zerstört". Lange Zeit um sein Fitness-Level wieder aufzubauen bleibt allerings nicht. Denn am Freitag treffen beide Spieler aufeinander. Insgesamt standen sich der Weltranglsitendritte, Medvedev und der 26-jährige Zverev bereits 18-Mal auf dem Platz gegenüber. Medvedev konnte insgesamt 11 Mal als Sieger den Platz verlassen und hat gerade die letzten Jahre Zverev dominieren können. Die letzte Begegnung der Beiden war bei den Gruppenspielen der ATP Finals 2023, wo Medvedev mit einem knappen 7:6 und 6:4 gegen den Deutschen erreichen konnte.
Alexander Zverev und Daniil Medvedev ´haben dieser Tage in Melbourne eindrucksvoll bewiesen, dass sie tennistechnisch und physisch auf dem aller höchsten Level agieren. Der heiß gehandelte Carlos Alcaraz attestierte Zverev nach dessen Viersatzsieg im Viertelfinale eine herausragende Offensiv-Leistung: "Er startete sehr offensiv, returnierte mega gut. Es war schwer, mit dem Druck umzugehen, den er mir bei fast jedem Aufschlag gemacht hat."Nahezu die gesamte Fachwelt zeigte sich beeindruckt von der viel offensiveren Grundeinstellung Zverevs, der selbst erklärte: "Ich habe ihn ziemlich viel gehetzt und extrem aggressiv gespielt. Ich habe ihm in gewisser Weise den Schläger aus den Händen genommen."
Hinzu kommt die überragende Fitness des Olympiasiegers, der in der Presserunde trotz einiger Blutblasen unter den Zehen selbstbewusst verkündete: "Ich möchte nicht arrogant klingen, aber ich fühle mich physisch schon gut auf dem Platz. Ich habe physisch viel gearbeitet. Von der physischen Seite gibt es kaum Spieler, die mehr daran arbeiten als ich." Medvedev hat in diesem Bereich nach ersten unprofessionelleren Profijahren ebenfalls deutlich zugelegt, was ihn im Zusammenwirken mit seiner Rückhand und seinem variablen, unkonventionellen Spiel als Hardcourtspezialisten auf dem Melbourner Untergrund gegen jeden Gegner Vorteile einbringt.

Ein Grand Slam-Titel macht den Unterschied

Zverev konnte bisher 21 Titel im Einzel gewinnen. Zu seinen größten Erfolgen zählt die Goldmedaille der Olympisches Spiele in Tokio. Außerdem gewann er die ATP Finals 2018 und 2021 und fünf Master 1000-Turniere. Bei den US Open 2020 erreichte er bisher sein einziges Grand Slam-Finale. Er stand bereits mehrere Male im Halbfinale, zuletzt bei den French Open 2023. Zu einem Sieg eines Grand Slams hatte es aber noch nicht gereicht. Doch vielleicht dieses Jahr. Zverev scheint nach seiner Verletzungen und Pausen zu einer Top-Form zurückgefunden zu haben. Zverevs höchste Ranglistenplatzierung war 2022 als er die Nummer 2 der Welt wurde.
Medvedev konnte sich seit seinem Debüt auf der Profi-Tour 2014, 20 Titel auf der ATP-Tour sichern. Zu seinen größten Erfolgen gehört natürlich der Titelgewinn bei den US Open 2021. Dort gelang ihm ein Drei-Satz-Sieg gegen Djokovic. Zudem führte er 16 Wochen als Weltranglistenerste die Herren-Tenniswelt an und konnte sechs Masters gewinnen. Zverev spielte ein wirklich ein beeindruckendes Match gegen Carlos Alcaraz auf einem spektakulären Level. Es wird also eine mehr als spannende Begegnung der beiden Altbekannten Stars.

Aus Freunden wurden Feinde

Das mehr als angeknackste Verhältnis zwischen den einstigen Freunden könnte ebenfalls Teil des Spiels werden und beide mental bis zum Äußersten fordern. 2023 beschimpften sich beide öffentlich. Zuletzt sorgte eine "Netflix"-Doku für Wirbel.
Die Saga kurz zusammengefasst: Beide waren als talentierte Junioren mit russischen Wurzeln einst befreundet. Gleiches galt für die Juniorinnenspielerinnen Daria Chernyshkova, die heute mit Medvedev verheiratet ist, sowie Olga Sharypova, die zu Juniorinnen-Zeiten das erste Mal eine Beziehung mit Zverev führte.
Seit Ende der zweiten Beziehung im jungen Erwachsenenalter gilt das Verhältnis zwischen Zverev und der Familie Medvedev als angespannt. Daran änderten auch Zverevs öffentliche Dankesreden nach Turnierfinals in Richtung des Paares nichts. Nach Zverevs verletzungsbedingter Zwangspause gewann Medvedev 2023 fünf der sechs Partien und verbesserte die Bilanz im direkten Vergleich auf 11:7 aus seiner Sicht. "Es gibt 1000 Situationen, in denen er das Gefühl hat, dass ich anfange, besser zu spielen und in denen er jedes Mal versucht, etwas zu tun. Ich bin extrem enttäuscht von ihm als Sportler", sagte Zverev und bezog sich dabei auf eine Toilettenpause Medvedevs und das ein oder andere Ablenkungsmanöver.
Medvedev äußerte sich entsprechend : "Ich werde nicht zu sehr ins Detail gehen. Ich werde nur sagen, dass wir nie wirklich enge Freunde waren, vielleicht nur in der Juniorenzeit. Das ist nur, dass er in seinen Gratulationsreden so etwas sagt wie, dass er mit mir und meiner Frau befreundet sei, was seit langer Zeit nicht der Fall ist."
" Sascha lebt in seiner eigenen Welt", sagte er den Reportern damals in Monte-Carlo. Medvedev ergänzte, dass es möglich sei, "vielleicht 25 Interviews von ihm (Zverev, A.d.R.) zu finden, in denen er nach einer Niederlage einige seltsame Dinge sagt. Sascha ist nicht so ein Typ. Wenn er sagt, dass jemand nicht fair ist, dann sagst du: 'Okay, toll. Schau dich mal im Spiegel an."

Wirbel um Netflix-Doku über Zverev

Als wäre das nicht schon genug, sorgt in diesem Jahr eine Zverev gewidmete Episode der zweiten Netflix-Staffel "Breakpoint" für neuen Zündstoff unter den Kontrahenten. Die Folge ist fast ausnahmslos aus der Sicht Zverevs gedreht. Dementsprechend überwiegt, wie bei einer PR-Doku üblich, sein eigenes Narrativ. Doch auch wenn Medvedev im besagten Match in Monte-Carlo und an der ein oder anderen Stelle unfair und übertrieben agiert hat, wird in der Episode ein am Ende deutlich überzeichnetes Image von Medvedev als Bösewicht präsentiert.
"Ich habe ein bisschen hier und da gesehen, aber ich habe es nicht komplett geschaut und werde es wahrscheinlich auch nicht tun, weil ich wahrscheinlich frustriert sein werde." erleuterte Medvedev. "So ist Netflix und deshalb lieben die Leute es, weil es die Dinge übertreibt. Normalerweise ist es heiß und kalt, nicht neutral. Die Leute um mich herum, die Leute in der Umkleidekabine, sie wissen, wie ich bin. Wie ich auf dem Platz bin, kann schwierig sein, aber wie ich außerhalb des Platzes bin, habe ich das Gefühl, dass ich zu fast allen auf der Tour ein gutes Verhältnis habe."

Vorschau

Sportlich werden sich beide dennoch auf dem höchsten Niveau begegnen. Kein Spieler dieser Welt vermag es, gegen Medvedev einen eigenen Wohlfühlrhythmus zu erzeugen. Dafür gestaltet Medvedev sein Spiel und seine Schläge zu unkonventionell.
Zverev wird also Probleme in den Grundlinienduellen bekommen. Umso wichtiger wird für den Deutschen sein, seine bis hierhin überragenden Aufschlagleistungen am Freitag erneut abzurufen.
Seine Aufschlagquote liegt im Turnier bei mehr als 70 Protent. Gegen Alcaraz bei zeitweise 90 Prozent. Zusammen mit einer wieder offensiven Ausrichtung, die ihm Vorteile bei kurzen Ballwechseln einbringen sollte, hat Zverev gute Gewinnchancen. Wenn er die Vorgeschichten ausblenden kann.

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