Arthur Rinderknech steht kurz davor, eine märchenhafte Woche beim
Shanghai Masters 2025 zu krönen. Der Franzose erreichte sein erstes Masters-1000-Finale und trifft dort auf niemand Geringeren als seinen Cousin
Valentin Vacherot, der mit seinem sensationellen Sieg über Novak Djokovic für die größte Überraschung des Turniers sorgte.
Ein historisches Familienfinale
Das diesjährige Shanghai Masters wird als eines der unerwartetsten Finals in der Masters-1000-Geschichte in Erinnerung bleiben. Die Nummer 54 der Welt, Rinderknech, und der als Nummer 204 gestartete Vacherot haben beide eine Traumwoche hinter sich. Beide bezwangen auf ihrem Weg ins Finale mehrere Topspieler – und nun kommt es zum Duell der Cousins um ihren jeweils ersten ATP-Titel.
Rinderknech befindet sich in bestechender Form: Er besiegte unter anderem Alexander Zverev, Félix Auger-Aliassime und zuletzt Daniil Medvedev, den Shanghai-Champion von 2019, nach Satzrückstand mit 4:6, 6:2, 6:4. Für den 30-Jährigen ist es das zweite ATP-Finale seiner Karriere – nach Adelaide 2022, wo er knapp unterlag.
Sein sechs Jahre jüngerer Cousin Valentin Vacherot hat sich hingegen vom Qualifikanten bis ins Finale gekämpft – mit acht Siegen in Serie, darunter gegen Holger Rune und eben Djokovic. Für den Monegassen ist das Finale nicht nur der sportliche Höhepunkt, sondern auch der symbolische Durchbruch: Er wird nach dem Turnier erstmals in den Top 100 der Weltrangliste geführt.
„Das hätten wir uns nie träumen lassen“
„Das hätten wir uns auch im größten Traum nicht träumen lassen“, sagte Rinderknech nach seinem Sieg über Medvedev. „Ich weiß nicht einmal, woher das alles kommt. Ich denke, wir müssen etwas Gutes getan haben, um so etwas erleben zu dürfen – es ist einfach unglaublich.“
Im Halbfinale zeigte Rinderknech Kämpferqualitäten. Obwohl Medvedev den ersten Satz gewann, drehte der Franzose das Match mit taktischer Cleverness und Ausdauer. „Ich war müde von der Feuchtigkeit der Nacht, aber ich habe mir gesagt: ‚Ich kämpfe einfach und versuche, ihn müde zu machen – wenigstens für Valentin morgen‘“, sagte er schmunzelnd. „Dann habe ich ihn irgendwie gebrochen und im dritten Satz einfach einen Weg gefunden.“
Statistisch unterstrich Rinderknech seine Leistung mit 12 Assen, 10 abgewehrten Breakbällen und 3 verwandelten Breakchancen – in einem Match, das über zweieinhalb Stunden dauerte.
Zwei Sieger – egal, wie es ausgeht
Das Finale am Sonntag ist für beide Spieler bereits jetzt ein Triumph. „Wir haben in Texas A&M tausende Male zusammen trainiert. Wir waren 10, 12, 14 Jahre alt – wir haben unzählige Stunden auf dem Platz verbracht“, sagte Rinderknech. „Morgen Abend wird es sowieso zwei Sieger geben. Heute haben wir schon alles gewonnen.“
Rinderknech kann sich mit einem Titelgewinn bis auf Platz 22 der Weltrangliste verbessern. Vacherot hingegen, der das Turnier außerhalb der Top 200 begonnen hat, wird mindestens als Nummer 58 abschließen – bei einem Sieg sogar als Nummer 40.
Egal, wer den Pokal holt: Das Finale der Cousins in Shanghai ist schon jetzt eine der emotionalsten und unwahrscheinlichsten Erfolgsgeschichten des Tennisjahres 2025.