Lorenzo Musetti sorgte bei den
ATP Finals 2025 für einen der emotionalsten Abende bislang und
besiegte Alex de Minaur in einem mitreißenden Dreisatzkrimi, der seiner Kampagne in Turin neuen Schwung gab. Der Italiener drehte die Partie und gewann 7:5, 3:6, 7:5 – ein Statement vor heimischem Publikum. Nach seiner Auftaktniederlage gegen Taylor Fritz wahrt Musetti damit seine Halbfinalchance – auch wenn die härteste Prüfung erst noch folgt.
Der Sieg des 23-Jährigen war mehr als ein Akt des Überlebens; er spiegelte seine wachsende Reife auf dem Platz wider. Ruhig in Druckphasen und sichtbar getragen von der Atmosphäre, machte Musetti deutlich, wie viel ihm dieses Turnier bedeutet. „Das gibt mir sehr viel Vertrauen in die Arbeit, die ich leiste, und ohne Zweifel ist es eine gute Nachricht, dass ich weiter um einen Platz im Halbfinale kämpfe“, sagte er nach dem Match bei
UbiTennis.
Mit einem Gruppenspiel ausstehend hängt Musettis Zukunft in Turin nun davon ab,
Carlos Alcaraz zu schlagen – den Gruppenersten mit zwei Siegen und keiner Niederlage. Sich der Aufgabe voll bewusst, sprach Musetti offen über die Dimension der Herausforderung. „Viel wird von meiner Leistung gegen Carlos abhängen. Es ist das schwerste Match in der Gruppe; ich kenne ihn sehr gut, denn wir haben dieses Jahr auf allen Belägen mehrfach gegeneinander gespielt.“
Musettis Tonfall war dennoch alles andere als defensiv. Das Heimpublikum in Turin sorgt bei jedem Italiener für elektrisierende Unterstützung, und genau das will Musetti als seine größte Waffe nutzen. „Ich bin sicher, dass ich einen Vorteil habe: die Zuschauer“, sagte er mit einem Lächeln. „Hoffentlich helfen sie mir, ein Wunder zu schaffen.“
„Die Sandplatz-Saison war magisch“: Musetti blickt auf sein Durchbruchsjahr
Musettis Glaube an sich selbst speist sich aus einem Jahr, das seine Konstanz und Fokussierung neu definiert hat. Seine Sandplatz-Saison war wohl die beste seiner Karriere – mit einem Finale in Monte-Carlo sowie Halbfinals in Madrid, Rom und Roland Garros. Jeder tiefe Lauf brachte Selbstvertrauen und Punkte, katapultierte ihn in die Top 10 und sicherte letztlich das Ticket für die ATP Finals in Turin.
„Die Sandplatz-Saison war ohne Zweifel ein magischer Teil des Jahres“, sagte Musetti. „Ich war überrascht, wie konstant meine Ergebnisse waren. Das hat mich hierher zu den Finals geführt, weil es einen sehr wichtigen Qualitätssprung gab. Auch der Sprung in die Top 10 hat mir mental geholfen. Das heutige Match ist das Ergebnis einer fordernden Saison, in der ich aber gegen sehr starke Spieler angetreten bin.“
Trotz zweier weiterer Finals später im Jahr – in Chengdu und Athen – wartet Musetti 2025 noch auf einen Titel. Dennoch steht seine Saison für mehr als Trophäen. Es geht um Reife, das Lernen aus Niederlagen und die Schärfung seiner Tennis-Identität. „Die guten Matches, die ich gespielt und verloren habe, haben mir sehr geholfen“, ergänzte er und betonte, dass Fortschritt manchmal eher aus Schmerz als aus Jubel entsteht.
„Ich nehme das zurück“: Musetti präzisiert Alcaraz-Aussagen vor dem Schlüsselduell
Vor dem Duell mit Alcaraz sorgte Musetti mit früheren Aussagen für Schlagzeilen, wonach der Spanier sich auf Indoor-Courts weniger wohl fühle. Er rückte seine Sicht schnell zurecht – respektvoll und mit Blick auf das entscheidende Treffen. „Falls ich das gesagt habe, nehme ich es zurück“, räumte Musetti ein. „In dem Sinne, dass es definitiv ein Belag ist, auf dem er sich weniger wohl fühlt als auf Sand. Dass man ihn leichter schlagen kann – das habe ich nicht gemeint.“
Diese Klarstellung unterstrich Musettis Verständnis für Alcaraz’ All-Court-Vielseitigkeit. Der Spanier führt im direkten Vergleich 6:1 und hat die letzten sechs Duelle gewonnen. Musettis einziger Erfolg datiert aus dem Finale von Hamburg 2022 – dem ersten seiner bislang zwei Karrieretitel. Vor ihrem erneuten Aufeinandertreffen weiß er um die enorme Hürde, bleibt aber unerschrocken und setzt darauf, dass der Heimvorteil diesmal den Ausschlag geben könnte.