„Ich war an einem ziemlich dunklen Ort“: Alex De Minaur findet mit erstem Sieg bei den ATP Finals zurück ins Licht

Alex de Minaurs lange Durststrecke bei den ATP Finals endete endlich mit einem 7:6(3), 6:3 über Taylor Fritz in Turin. Der Sieg – sein erster nach fünf Niederlagen beim Jahresendturnier – hielt seine Chancen auf die Qualifikation in der Jimmy-Connors-Gruppe am Leben und markierte einen symbolischen Moment in einer herausfordernden Woche für den Australier.

Offen nach dem Match sprach der 26-Jährige über eine der „dunkelsten Zeiten“ seiner Karriere, nachdem er in Turin zwei Niederlagen in Serie gegen Alcaraz und Musetti kassiert hatte. Diesmal gelang ihm die Revanche gegen Fritz – sportlich und emotional ein Befreiungsschlag. „Ja, das war sehr gut. Klar, ich kam gerade aus einem Herzschlag-Moment vor ein paar Tagen“, sagte der Australier im On-Court-Interview bei Tennis Channel. „Ich bin heute mit klaren taktischen Ideen und einer glasklaren Einstellung ins Match gegangen. Ich wollte mit dem Schwert leben und sterben.“

Die Nummer 7 der Welt hatte das Match gegen Musetti tief enttäuscht verlassen und in der Pressekonferenz eingeräumt, wie frustrierend die Niederlage war: Er hatte im dritten Satz 5:3 geführt, ehe Musetti mit vier Spielen in Serie das Comeback perfekt machte.

„Wie gesagt, es ist wahrscheinlich eine der dunkelsten Phasen, die ich in meiner Karriere hatte“, betonte der Australier nach dem Sieg gegen Fritz. „Manche mögen denken, ich übertreibe, aber in meinem Kopf geht eine Menge vor. Ich bin Perfektionist. Ich verlange sehr viel von mir, und manchmal ist das einer meiner größten Stolpersteine. Es ist einfach ein Moment, der gut tut.“

„Was auch passiert, ich bin heute mit einem klaren Kopf ins Match gegangen. Ich hatte meinen Frieden gemacht. Ich wollte einfach rausgehen und zu meinen Bedingungen spielen – die Ergebnisse für einen Moment ausblenden. Und siehe da: Ich habe heute ziemlich gutes Tennis gespielt.“

De Minaur hat nun als erster die Chance, als Zweiter der Gruppe weiterzukommen, während Carlos Alcaraz bereits sicher im Halbfinale steht. Schlägt der Spanier im entscheidenden Match Musetti, zieht De Minaur ins Halbfinale ein; ein Sieg des Italieners würde den Australier aus dem Turnier werfen.

Da Alcaraz mit dem Ziel antritt, mit einem Sieg die Nummer 1 zum Jahresende zu fixieren, wird der Spanier trotz des bereits gesicherten Halbfinaltickets auf den Erfolg brennen. Als Favorit gegen Musetti wirkt De Minaur besser positioniert als noch vor zwei Tagen, als das Weiterkommen in weiter Ferne schien.

„Vor ein paar Tagen war ich an einem ziemlich dunklen Ort, das war schwer zu verdauen“, sagte De Minaur bei Sky Sports über die Niederlage gegen Musetti. „Deshalb bin ich vor allem stolz auf meine Leistung – nicht nur, weil ich rausgegangen und gewonnen habe, sondern wegen der Einstellung. Ich habe meinen Frieden mit dem gemacht, was passiert ist, und ich habe mich von Punkt eins bis zum letzten zu meinem Spiel bekannt, darauf bin ich sehr stolz.“

De Minaur beendete eine Serie von 5 Niederlagen bei den ATP Finals und, vielleicht noch schwerer wiegend, eine Serie von 16 Pleiten in Folge gegen Top-10-Spieler. Sein letzter Top-10-Sieg war beim diesjährigen Laver Cup gegen Zverev gelungen, der letzte auf der Tour bei Roland Garros 2024 gegen Daniil Medvedev – eineinhalb Jahre vergingen, ehe De Minaur wieder einen Elite-Spieler bezwang.

Trotz allem steht er mit einem Bein im Halbfinale – vorausgesetzt, Alcaraz erfüllt seine Aufgabe und schlägt Musetti. Der Australier verbuchte zudem ein Ranking-Plus und wird vorübergehend als Weltranglisten-6. geführt, punktgleich mit Fritz (Nr. 5).

Besiegt Alcaraz Musetti in der Night Session, zieht De Minaur als Gruppenzweiter ins Halbfinale ein und trifft dort auf Titelverteidiger Jannik Sinner, gegen den er eine bittere 0:12-Bilanz hat und in 29 gespielten Sätzen erst einen Satzgewinn verbuchen konnte.