Serbien bereitet sich auf eine der komplexesten Davis-Cup-Qualifikationsaufgaben der Saison 2026 vor, und Kapitän
Viktor Troicki machte keinen Versuch, die Realität zu beschönigen. Nach einer turbulenten Saison 2025 – in der ersten Qualifikationsrunde ohne
Novak Djokovic ausgeschieden und später gegen die Türkei wieder in Form gekommen – trifft Serbien nun im Februar auswärts auf Chile.
Die Auslosung setzte Serbien zwar unter die gesetzten Teams, doch die Partie ist alles andere als günstig. Chile verfügt über drei ehemalige Top-20-Spieler – Nicolás Jarry (Nr. 123), Cristian Garín (Nr. 80) und Alejandro Tabilo (Nr. 81) –, die trotz deutlicher Entfernung von ihren Höchstrankings auf Sand stets gefährlich sind.
Troicki anerkannte sowohl die Herausforderung als auch die zu erwartende Spielfläche und verwies auf Serbiens eigene Stärke auf rotem Sand: „Wir gehen davon aus, dass die Matches auf Sand ausgetragen werden ... einige unserer Tennisspieler reisen üblicherweise nach Südamerika, um den Latin America Swing zu spielen, daher sind sie an Sandplätze angepasst“, versicherte er in einem Interview mit
El Mercurio. „Es ist eine sehr schwierige Serie für beide Nationen ... ich weiß, wie engagiert das Publikum dort sein kann.“
Der Djokovic-Faktor: Pflichtaufgabe zum Siegen
Serbiens Abhängigkeit von Djokovic in vergangenen Davis-Cup-Kampagnen war offensichtlich. Ohne ihn verspielte das Team 2025 eine 2:0-Führung gegen Dänemark und schied in der ersten Runde aus – eine Niederlage, die die schmalen Entscheidungsgrenzen in diesem Wettbewerb aufzeigte. Djokovics Präsenz hat Serbien historisch in einen Titelfavoriten verwandelt, wie sein Triumph 2010 und mehrere tiefe Runs danach belegen.
Für 2026 betonte Troicki jedoch, dass Gewissheit unmöglich sei: „Es ist zu früh zu sagen, ob Novak im Team sein wird“, versicherte der serbische Kapitän. „Definitiv wären wir mit ihm eines der stärksten Teams, und Novak hat uns bereits viele Male geholfen, indem er seine Matches gewonnen hat.“
Der jüngste Sieg gegen die Türkei im September belebte Serbiens Selbstvertrauen, wobei Miomir Kecmanović und Hamad Medjedović in Abwesenheit des Topstars entschlossen vorangingen. Dennoch ist ein Gastspiel in Südamerika gegen Chile eine Aufgabe anderer Größenordnung – Höhe, Umfeld und Belag spielen den Gastgebern in die Karten. Troicki betonte, dass Djokovics Entscheidung von seinem körperlichen Zustand nach den Australian Open abhängen werde, und unterstrich Timing und Regeneration: „Wir müssen nach den Australian Open sehen, je nach Ergebnis, wie es ihm ergeht und wie er sich fühlt.“
Serbien rüstet sich für feindliche Bedingungen
Es ist zu erwarten, dass Chile Sand aus strategischen Gründen und aus nationaler Identität wählt. Die besten Resultate des Landes stammen historisch von diesem Belag, und Heimpartien geraten dort oft zu emotional aufgeladenen Duellen. Spieler wie Jarry und Garín haben große Teile ihrer Karriere auf Sand aufgebaut, mit Viertelfinals bei großen Turnieren und ATP-Titeln auf rotem Staub. Serbien ist jedoch alles andere als unerfahren – viele Spieler treten regelmäßig im Februar bei der Südamerika-Tour an, oft mit Erfolg.
Troickis Einschätzung spiegelt sowohl Respekt als auch Zuversicht wider. Serbiens Mischung aus erfahrenen Führungsspielern und aufstrebenden Talenten hat auch in schwierigen Szenarien Widerstandskraft gezeigt. Dennoch bleibt der Kapitän realistisch: Auswärts in Chile, zu Saisonbeginn, zu gewinnen, gehört zu den härtesten Aufgaben im Davis-Cup-Kalender. Am Ende könnte alles davon abhängen, ob Djokovic – auch mit 38 noch in der Lage, Matches zu dominieren – die Reise antritt.
Djokovics Verhältnis zum
Davis Cup hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, doch sein Wettbewerbsgeist im Nationaltrikot ist ungebrochen. Seine letzten Auftritte zeigten dieselbe Entschlossenheit wie bei Grand Slams, häufig mit einer spürbaren Hebelwirkung für das gesamte Team. Djokovic selbst hat in den vergangenen Jahren wiederholt betont, dass seine Ziele auf die Grand Slams und die Vertretung Serbiens ausgerichtet sind.
Sollte er sich dem Team in Chile anschließen, wäre Serbien auf einen Schlag nicht nur für die Partie, sondern für die gesamte 2026er Konkurrenz einer der Favoriten. Ohne ihn läge die Führungsrolle erneut bei Kecmanović und Medjedović, wie es in der Türkei erfolgreich der Fall war. Troicki beharrt darauf, dass Serbien mit oder ohne Djokovic vorbereitet sein wird, räumt jedoch ein, dass die Präsenz des ehemaligen Weltranglistenersten die Erwartungen neu definieren würde.