Alexander Zverev erlebt eine Saison mit Aufs und Abs. Doch kurz vor den
US Open tankte Deutschlands Nummer eins Selbstvertrauen.
Alexander Zverev ackerte, rannte, kämpfte - doch es reichte nicht.
Unter lautstarkem Jubel umarmte er nach dem dreistündigen
Tennis-Thriller von Cincinnati seinen Kontrahenten
Jannik Sinner, trotz
der Niederlage huschte ein Lächeln über das Gesicht von Deutschlands
Nummer eins. Denn aus dem dramatischen und hochklassigen Schlagabtausch
kann Zverev weiter Mut für seine Titelmission schöpfen.
Die
Generalprobe vor den US Open (ab 26. August) darf als gelungen
bezeichnet werden, auch wenn Zverev beim stark besetzten Masters am Ende
haarscharf am Finale vorbei schlitterte. Nach dem "harten" und
"aufregenden" Marathon-Duell hatte auch der Weltranglistenerste Sinner
nur lobende Worte für seinen Konkurrenten übrig. "Es war ein gutes Spiel
für uns beide. Er hat sehr, sehr gut aufgeschlagen, deshalb kann ich
sehr stolz auf mich sein", sagte der Italiener.
Zverev lässt Fans hoffen
Zuletzt hatte Zverev viermal in
Folge gegen Sinner triumphiert, dieses Mal ging der Hamburger nach 3:07
Stunden mit 6:7 (9), 7:5, 6:7 (4) als Verlierer vom Platz und lässt so
kurz vor dem letzten Grand Slam des Jahres dennoch hoffen. Denn vor
nicht allzu langer Zeit schlug die Bild-Zeitung noch Alarm, machte sich
"große Sorgen" um Zverev und stellte die Frage: "Wie krank ist er
wirklich?"
Bei den Olympischen Spielen war der 27-Jährige da gerade früh gescheitert, klagte über ein mysteriöses Unwohlsein und kündigte Bluttests an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auch anschließend beim Masters in Montreal war bereits im Viertelfinale Schluss, Zverev hustete, hatte Atemprobleme. In Cincinnati präsentierte er sich nun bereit für die Titeljagd in New York.
Zverev reist mit 52 Siegen im Gepäck nach New York
"Ich habe
mich auf dem Platz gut gefühlt, die ganze Woche schon", hatte Zverev
gleich nach seinem lockeren Start in das ATP-Turnier gegen den Russen
Karen Khachanov verkündet. In Cincinnati trotzte Zverev eigenen
Leistungsschwankungen im Match gegen den Spanier Pablo Carreno Busta
oder widrigen Wetterumständen im Duell mit dem Lokalmatadoren Ben
Shelton. Auch im Halbfinale ließ er sich von einer Regenunterbrechung
nicht aus der Ruhe bringen und zwang Sinner in den Tiebreak.
In
welcher Form Zverev letztlich bei den US Open aufschlagen wird, ist nach
dem komplizierten Tennisjahr, das hinter ihm liegt, dennoch schwer
abzusehen. Auf der einen Seite sind da die Rückschläge wie das frühe
Olympia-Aus und die gesundheitlichen Probleme in Paris und Kanada. Auf
der anderen Seite stehen all diesen Schwierigkeiten die nackten Zahlen
gegenüber. Zverev feierte in Cincinnati gegen Shelton seinen 52. Sieg
der Saison, kein anderer Tennisprofi kann da mithalten. Ein Titelgewinn
hätte ihn in der Weltrangliste auf Rang zwei befördert.
"Es ist
ein gutes Jahr", sagt Zverev, "aber ich musste auch ein paar sehr harte
Niederlagen wegstecken." Niederlagen, die ihn unter anderem den
ersehnten ersten Grand-Slam-Titel kosteten: Das knapp verlorene Endspiel
bei den French Open gegen Carlos Alcaraz, ein frühes Scheitern in
Wimbledon und ein unglückliches Aus bei den Australian Open. In New York
nimmt Zverev den nächsten Anlauf.