Es ruckelt seit Wochen immer wieder gewaltig bei
Alexander Zverev, und doch liefert er bei der Generalprobe für die
US Open gute Ergebnisse. Hat Deutschlands bester Tennis-Profi gerade rechtzeitig seine Form wiedergefunden?
Es ist gar nicht lange her, da schlug Deutschlands größte
Boulevard-Zeitung Alarm. "Große Sorgen" machte sich die Bild um
Alexander Zverev und stellte die Frage: "Wie krank ist er wirklich?" Im olympischen Tennisturnier war der Hamburger gerade früh gescheitert und
klagte über ein mysteriöses Unwohlsein, es war das nächste Kapitel
einer Saison mit Aufs und Abs - und nur zwei Wochen später lässt die
deutsche Nummer eins schon wieder hoffen.
Beim stark besetzten
Masters in Cincinnati hat Zverev das Halbfinale erreicht, zum dritten
Mal in den vergangenen vier Jahren. Die Generalprobe für die US Open
darf damit als gelungen bezeichnet werden, schon vor dem Duell mit dem
Weltranglistenersten Jannik Sinner am Sonntagabend. Auch beim 3:6, 7:6
(7:3), 7:5 im Viertelfinale gegen den Fanliebling
Ben Shelton musste
Zverev schließlich einige Hindernisse überwinden, den starken Service
des Amerikaners etwa, oder die Regenunterbrechungen in kritischen Phasen
bei eigenem Aufschlag.
"Am Ende" habe er "trotzdem einen Weg gefunden", sagte Zverev später, auch die Erfahrung nach mittlerweile zehn Jahren auf der Tour helfe: "Man weiß ein bisschen, was man zu tun hat." In welcher Form Zverev allerdings ins letzte Major des Jahres gehen wird, ist weiterhin schwer abzusehen. Am 26. August geht es in New York los - ist Zverev bereit für seinen ersten Grand Slam-Titel?
Es ist ein zweifellos kompliziertes Tennisjahr für den Deutschen,
doch es lohnt ein genauerer Blick. Auf Wahrheit und auf gefühlte
Wahrheit. Gefühlt ist es eine harte Saison mit einigen Enttäuschungen
und zuletzt mit ungeklärten Problemen. Nach dem Olympia-Aus klagte
Zverev über Schwindelgefühle, kündigte Bluttests an, um der Sache auf
den Grund zu gehen. Auch anschließend beim Masters in Montreal war
bereits im Viertelfinale Schluss, Zverev hustete, hatte Atemprobleme.
All
diesen Schwierigkeiten stehen allerdings die nackten Zahlen gegenüber.
Zverev feierte am Samstagabend seinen 52. Sieg der Saison, kein anderer
Tennisprofi kann da mithalten. Er gewann zudem im Mai das Masters in
Rom. Ein Titelgewinn in Cincinnati, sein zweiter nach 2021, würde ihn in
der Weltrangliste auf Rang zwei befördern, besser stand er nie da. Im
Rennen um die Teilnahme an den
ATP Finals der besten acht des Jahres in
Turin liegt er ganz komfortabel auf dem dritten Platz.
Zverev weiß
das, er kennt allerdings auch die Gründe für dieses latente Gefühl der
Enttäuschung. "Es ist ein gutes Jahr", sagt er, "aber ich musste auch
ein paar sehr harte Niederlagen wegstecken." Das Olympia-Aus im
Viertelfinale, das knapp verlorene Endspiel bei den French Open gegen
Carlos Alcaraz, ein frühes Scheitern in Wimbledon und ein unglückliches
bei den Australian Open. All diese Tage blieben in Erinnerung - erst bei
den US Open könnte Zverev sie vergessen machen.