Alexander Zverev hat nach
der Olympia-Enttäuschung das nächste Herzensziel im Visier: den ersten
Grand-Slam-Titel der Laufbahn - bei den
US Open. Die vergangenen Wochen
haben aber gezeigt, dass dies nicht nur von spielerischen Faktoren
abhängt. Zverevs Körper hat sich zuletzt häufig gemeldet und ihm einen
Strich durch die Rechnung gemacht. Bruder Mischa Zverev sprach von einer
"Kettenreaktion".
Für
Alexander Zverev steht fest: "Ich muss physisch noch einmal auf ein
ganz anderes Niveau." Die Aussage ist schon zwei Monate alt und fiel im
Anschluss an das verlorene French Open-Finale gegen
Carlos Alcaraz.Dennoch
besitzt der Satz weiterhin seine Gültigkeit, denn Zverev will bei den
wichtigen Events nicht nur gut abschneiden, er will sie gewinnen. Das
gelang seitdem weder in Wimbledon noch beim Heimturnier in Hamburg - und
auch nicht bei Olympia in Paris oder zuletzt beim Masters von Montréal. Häufig hinderten ihn körperliche Probleme daran, seine ansonsten formidable Physis auszuspielen oder gar zu verbessern.
In Wimbledon zog er sich beim Sieg in Runde drei gegen Cameron Norrie ein Knochenmarködem und eine Kapselzerrung zu. Zverev spiele zwar weiter, scheiterte aber im Achtelfinale angeschlagen an Taylor Fritz. Er habe "auf einem Bein" gespielt, erklärte der 27-Jährige danach.
Geradezu ratlos wirkte der Olympiasieger von 2021 dann in Paris, wo er den Gold-Coup von Tokio wiederholen wollte."Ich habe mich die ganze Woche nicht so wohl gefühlt. Ich weiß nicht, was los ist", erklärte Zverev im Interview.
Es habe sich eine gewisse Müdigkeit eingestellt. "Ab einem gewissen
Punkt schwindelt mein Kopf und ich sehe vier Bälle auf mich zukommen",
so der Weltranglistenvierte nach dem Viertelfinal-Aus gegen
Lorenzo Musetti.
Zverev kämpft mit Husten in Montréal
Zverev
zog die Reißleine, jettete in seine Wahlheimat Monte-Carlo, ließ
Gesundheitstests durchführen. Auffälligkeiten gab es wohl keine, weshalb
der Hamburger den Flieger nach Nordamerika bestieg, um im Vorfeld der
US Open beim Masters von Montréal aufzuschlagen.
Bevor
es losging, musste Zverev hustend verkünden, dass er "ein wenig krank"
sei. Immerhin: Deutschlands Nummer eins startete trotzdem mit zwei
klaren Erfolgen gegen
Jordan Thompson und
Holger Rune.
Bei der Viertelfinal-Niederlage gegen Sebastian Korda signalisierte er
schon während der Partie dem Schiedsrichter, "manchmal keine Luft" zu
bekommen. Nein,
Zverev ist gesundheitlich nicht bei 100 Prozent zwei Wochen vor den US
Open in New York. Und spielerisch? Gibt es durchaus Positives zu
berichten. Die ersten drei Siege bei den Olympischen Spielen war
passabel bis gut, die ersten zwei Matches in Montréal ebenfalls. Gegen Korda allerdings fabrizierte Zverev satte elf Doppelfehler
- und das, obwohl der Aufschlag zu seinen besten Waffen zählt. Ob die
ungewohnte Schwäche auf die körperlichen Leiden zurückzuführen ist,
blieb offen.
Zverev greift in Cincinnati an
Interessant ist die Frage, wie sich Zverev ab dieser Woche beim ATP Masters von Cincinnati präsentiert, wo er 2021 den Titel holte. In diesem Jahr ist er an Position drei gesetzt, hat zunächst ein Freilos.
Deutschlands bester
Tennis-Spieler startete am Donnerstag mit einem lockeren 6:3, 6:2 gegen
den Russen Karen Khachanov in das ATP Masters in Cincinnati und steht
damit im Achtelfinale wo er zur Zeit gegen den Spanier Pablo Carreno Bust spielt.
Die Hoffnung ist, dass er bei der Generalprobe für die US Open
Sicherheit und Fitness zurückerlangt. Er sei "normalerweise einer der
physisch stärksten Spieler auf der Tour", hatte Zverev vor kurzem gesagt
- und damit recht. Klar ist aber auch, dass es offenbar nicht für die
großen Erfolge reicht, wenn nur ein Baustein nicht an seinem Platz ist.
Mischa Zverev erklärt Problem der "Kettenreaktion"
In Paris etwa hätten die Umstände und Widrigkeiten eine "Kettenreaktion" an Problemen im Match ausgelöst, analysierte Bruder Mischa Zverev.
"Das führt zu Fehlentscheidungen. Du spielst longline, obwohl cross
besser gewesen wäre. Dann verschlägst du einen Schmetterball, eine
Vorhand", führte der 36-Jährige aus.
Genau darauf dürfte nun der Fokus im Zverev-Lager liegen: Die relevanten Faktoren dahingehend zu verändern, dass es zu keiner Kettenreaktion kommt - und der große Traum in New York wahr werden kann.