Alexander Zverev geht mit
großem Selbstvertrauen in die am Sonntag startenden
ATP Finals - und
das mit gutem Grund. Nach seinem Triumph beim
Paris Masters hat der
Deutsche Rückenwind. Doch in Turin warten mit
Carlos Alcaraz, Andrey
Rublev und
Casper Ruud starke Vorrundengegner, die alles daran setzen,
seinen Siegeszug zu stoppen. Kann Zverev seine Erfolgsserie in Italien
fortsetzen?
Mit einem breiten Grinsen erfüllte Alexander Zverev auf dem blauen Teppich in elegantem Anzug die Autogrammwünsche der kreischenden Fans. Anschließend posierte er beim obligatorischen Gruppenfoto der Tenniselite im pompösen Palastmuseum von Turin ganz nah an der Silbertrophäe. Bei einem entspannten Auftaktabend stimmte sich die deutsche Nummer eins an der Seite seiner Kontrahenten bestens gelaunt auf die ATP Finals ein.
Und das aus gutem Grund: Der 27-Jährige geht in das Tour-Finale der besten acht Tennis-Spieler des Planeten mit reichlich Rückenwind.
Zverev mit perfekter Generalprobe in Paris
Der Olympiasieger triumphierte erst am vergangenen Sonntag beim Masters in Paris und sendete damit eine klare Botschaft an die Favoriten Jannik Sinner und Carlos Alcaraz."Hoffentlich
kann ich die Saison stark beenden", sagte Zverev, der in der
Gruppenphase auf
Andrey Rublev, Alcaraz und Casper Ruud trifft.Trotz
seines Erfolgs stapelte der zweimalige Turniersieger tief: "Jannik und
Carlos machen im Moment ein paar Dinge besser als ich." Nach Ansicht Zverevs hätte allerdings "jeder, der hier ist, die Chance zu gewinnen."
Zverev zum Auftakt gegen Kumpel Rublev
Zum Auftakt geht es für Zverev am Montag gegen seinen langjährigen Freund Rublev. Der Russe ist als Neunter im "Race to Turin" der große Profiteur von Novak Djokovics Rückzug. Trotzdem
ist Rublev sichtlich stolz auf seine fünfte Finals-Teilnahme in Folge.
"Es ist immer toll, das Jahr hier zu beenden und eine große Ehre, einer
der qualifizierten acht Spieler zu sein", erklärte Rublev.Im
Hinblick auf seine gegenwärtige Form ergänzte er jedoch mit einem
Augenzwinkern: "Ich wäre stolzer, wenn ich mehr Matches gewinnen würde."
Rublev: Brandgefährliche Wundertüte
Tatsächlich
ist der 27-Jährige eine wahre Wundertüte. Bei den vergangenen acht
Hartplatz-Turnieren war für Rublev spätestens im Viertelfinale
Endstation. Dennoch
bleibt der Russe brandgefährlich, was er Anfang August beim Masters in
Montreal unter Beweis stellte: Auf dem Weg ins Finale, das er letztlich
gegen Alexei Popyrin verlor, besiegte er unter anderem den
Weltranglistenersten Sinner.Im
direkten Vergleich führt Zverev 6:3, doch Rublev gewann drei der
vergangenen vier Begegnungen. Einzig bei den Finals im Vorjahr behielt
der Hamburger die Oberhand - ein gutes Omen?!
Zverev gegen Alcaraz gefordert
Zverevs
zweiter Gegner in Turin ist niemand Geringeres als der viermalige
Grand Slam-Sieger Alcaraz. Zwischen dem Spanier und der deutschen Nummer
eins ist eine spannende Rivalität entstanden. Seit 2021 standen sich
die beiden bereits zehn Mal gegenüber - mit jeweils fünf Siegen. Das letzte und wohl wichtigste Duell fand auf den Tag genau vor fünf Monaten im Finale der French Open statt, als Alcaraz sich in einem packenden Fünfsatz Krimi den Titel sicherte. Der
Weltranglistendritte ist nach Sinner der Mann, den es in Turin zu
schlagen gilt. "Ich komme hierher, um zu gewinnen und diese Trophäe
neben meine anderen zu stellen", sagte Alcaraz im Vorfeld gewohnt
selbstbewusst.
Zuletzt musste er aber bei der Generalprobe in Paris mit dem Achtelfinal-Aus gegen Zverevs späteren Endspielgegner Ugo Humbert einen Dämpfer hinnehmen.Auch
im letzten Jahr trafen sich der Mann aus Murcia und Zverev in Turin in
der Vorrunde - damals mit dem besseren Ende für Letztgenannten, der
jedoch trotz des Erfolges den Halbfinaleinzug verpasste.
Ruud auf der Suche nach der Form
Zum
Abschluss der Gruppenphase fordert Zverev Ruud heraus, gegen den er mit
3:2 Siegen im Head-to-Head vorne liegt. Das einzige Duell der beiden in
diesem Jahr, das im Halbfinale der French Open stattfand, entschied die
deutsche Nummer eins 2:6, 6:2, 6:4, 6:2 für sich. Obwohl
der Weltranglistensiebte in dieser Saison insgesamt zwei Turniersiege
feierte - beide auf Sand - zeigte seine Formkurve zuletzt deutlich nach
unten. Der Sandplatzspezialist verlor fünf seiner vergangenen sechs
Matches auf der Tour und drohte wie im Vorjahr, die Finals zu verpassen."Es
ist einfach schön, wieder dabei zu sein", sagte der Norweger und fügte
hinzu: "Es wurde gegen Ende der Saison ziemlich eng, deshalb bin ich
froh, dass sowohl Andrey als auch ich es geschafft haben." Ruud
betonte weiter: "Das ist ein wirklich wichtiges Turnier, und die
Teilnahme daran zeigt, dass man ein großartiges Jahr hatte."
Italien für Zverev ein gutes Pflaster
Dies
trifft unweigerlich auch auf Zverev zu. Für ihn ist Italien nicht nur
ein gutes Pflaster, sondern auch "ein Land der Premieren", wie er selbst
betonte. "Ich
habe mein erstes ATP 1000er-Turnier in Rom gewonnen und habe in diesem
Jahr an gleicher Stelle mein erstes Masters nach meiner Verletzung
gewonnen", erinnerte sich Zverev, der auch gerne an seinen Finals-Sieg
2021 zurückdenkt: "Das allererste Jahr habe ich hier in Turin gewonnen,
es gibt also eine Menge besonderer Erinnerungen, die mich mit Italien
verbinden." Wenn
es Zverev gelingt, seine zuletzt herausragende Form zu halten, könnte
er schon bald eine weitere unvergessliche Erinnerung hinzufügen.