Becker und Petkovic schlagen Alarm: „Die ATP-Spieler sind körperlich am Limit“

ATP
Dienstag, 14 Oktober 2025 um 19:00
fritzusopen
Die Tennislegenden Boris Becker und Andrea Petkovic haben nach einem strapaziösen Asien-Wochenende mit Rekordhitze und zahlreichen Rücktritten die zunehmende Belastung durch den engen Turnierkalender scharf kritisiert. In ihrem Podcast diskutierten sie die Zustände bei den Shanghai Masters, wo extreme Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit selbst erfahrene Profis an ihre Grenzen brachten.

„So viele Rücktritte habe ich noch nie erlebt“

Petkovic beschrieb die Situation eindringlich:
„Es ist Herbst in China, aber sie hatten wahrscheinlich eine Hitzewelle. Abgesehen davon, dass Alcaraz, Draper und Tsitsipas gar nicht erst angereist sind, gab es Rücktritte, wie ich sie noch nie erlebt habe. Sinner, Moutet, Ruud, Goffin, Wu, Medvedev und Atmane – alle haben während des Turniers aufgegeben. Selbst Zverev klagte zu Beginn über Erschöpfung. Taylor Fritz war völlig am Limit.“ Becker stimmte ihr zu und warnte, dass selbst Weltklassespieler mit der aktuellen Dichte an Turnieren kaum Schritt halten können: „Wir haben Mitte Oktober, und die Spieler sind physisch und mental ausgelaugt. Viele sind am Ende ihrer Belastungsgrenze – oder sogar darüber hinaus.“

Kaum Erholung: Nach Asien folgt Europa

Kaum ist der Asien-Swing vorbei, steht schon der nächste Marathon an: „Jetzt kommt der European Swing“, so Petkovic. „Wien, Basel, Paris – und dann der Six Kings Slam in Riad, gefolgt von den ATP Finals in Turin. Das Jahr ist noch lange nicht vorbei, weder für Männer noch für Frauen. Ich mache mir Sorgen, dass viele einfach nicht mehr können.“
Petkovic sprach auch die wirtschaftliche Seite an: „Wenn die Stars früh ausscheiden, herrscht hinter den Kulissen Panik. Zuschauer, Sponsoren, TV-Quoten – alles hängt von den großen Namen ab.“ Becker bestätigte: „Natürlich ist die ATP nicht glücklich. Fehlen die Top Ten, sinken die Boni und die Einschaltquoten. Ein Finale wie Rinderknech gegen Vacherot ist eine tolle Geschichte, aber kein Quotenhit.“ Er lobte dennoch die Bemühungen des Verbandes, solche Überraschungen positiv zu verkaufen: „Es ist Aufgabe des ATP-Medienteams, das als Tennisstory des Jahres zu erzählen. Aber realistisch gesehen erwarten die Turniere, dass die besten Spieler bis ins Viertel- oder Halbfinale kommen.“

Djokovic: Verantwortung liegt bei den Spielern selbst

Becker nahm Bezug auf Novak Djokovics Aussagen über Eigenverantwortung bei der Turnierplanung: „Djokovic hat recht: Jeder Spieler entscheidet selbst, wie viel er spielt. Wer kein Masters bestreiten will, bekommt eben weniger Bonus – so einfach ist das. Niemand wird gezwungen.“ Er nannte Sinner und Alcaraz als positive Beispiele: „Sie spielen nicht jede Woche, dafür intelligenter. Ihre Sponsoren gleichen das finanziell aus – das ist professionelles Management.“
Petkovic kritisierte besonders Taylor Fritz, dessen überladener Kalender laut ihr kontraproduktiv sei: „Er spielt Houston, Washington, Montreal, Toronto, Cincinnati – und dann noch Winston-Salem, direkt vor den US Open. Da kann man nicht erwarten, in New York frisch zu sein und gegen Alcaraz oder Djokovic zu bestehen.“ Becker ergänzte: „Das Gleiche gilt für Ruud und Rune. Sie spielen zu viel, obwohl sie längst bewiesen haben, dass sie zu den Besten gehören. Irgendwann ist der Akku leer.“

Fazit: Tennis im Dauerstress

Für Becker und Petkovic ist klar: „Der Tenniskalender ist ein Marathon ohne Pause. Wenn die Spieler nicht lernen, ihre Energie besser einzuteilen, wird das Burnout zum Dauerzustand.“
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade in

Beliebte Nachrichten

Aktuelle Kommentare

Loading