Österreichs Tennis Topstar Dominic Thiem bot bei der Pressekonferenz zum ATP World Tour 500-Turnier in der Wiener Stadthalle angesichts des näher rückenden Karriereendes Einblicke in sein Gefühlsleben.
“Natürlich ist auch Erleichterung dabei. Und das ist gut so, denn sonst wäre es der falsche Schritt gewesen.” - Klipp und klare Aussage von Dominic Thiem bei der heutigen Pressekonferenz zu den Erste Bank Open 2024, die gleichzeitig auch den letzten professionellen ATP Tour-Auftritt des Lichtenwörthers markieren. Aber unmittelbar war auch etwas Wehmut in der Grand Hall des Erste Campus am Quartier Belvedere spürbar, als auf der riesigen Video-Leinwand im Hintergrund die höchst emotionalen Momente aus dem Jahr 2019 abliefen. Der Österreicher hatte damals im Finale gegen Best-Buddy Diego Schwartzman in drei Sätzen gewinnen konnte.
Eines werde Thiem jedenfalls nicht vermissen, nämlich den massiven Reisestress: “Ich habe in den letzten Jahren durch das viele Reisen einen ordentlichen CO2-Abdruck auf der Erde hinterlassen und dem Planeten einiges genommen. Ich werde das jetzt ordentlich reduzieren, um da auch wieder etwas zurückzugeben.” Eine Bucket-List mit bislang unerledigten Dingen gibt es für den Niederösterreicher nicht, er könne sich aber jedenfalls vorstellen am Standort Österreich jugendliche Tennistalente zu unterstützen. Sorgen, dass es dem Ex-Weltranglisten-Dritten in der Tennis-Pension zu langweilig werden könnte, braucht man allenfalls nicht zu haben: “Mein Kalender ist eigentlich jetzt schon voll mit Terminen.”
Für den letzten Auftritt in der Wiener Stadthalle bringt sich Thiem nochmal so richtig in Form. Aktuell trainiere er jeden Tag im Standard-Ausmaß, um sowohl beim UTS-Event in Frankfurt ( 18. - 20. Oktober ) als auch beim 500er in seiner Heimat eine gute Figur abgeben zu können. Und am Super Sunday vor Turnierstart (20. Oktober) gilt es die Sternstunde des ÖTV-Profis, den US Open-Triumph 2020, ein letztes Mal aufleben zu lassen: Thiem wird einen Satz gegen seinen Kumpel und damaligen Final-Gegner Alexander Zverev bestreiten. Und auch andere Stars der internationalen Sportszene werden bei der Farewell-Party zugegen sein. So gibt sich etwa Daniil Medvedev ein Stelldichein und auch Skisprung-Legende Stefan Kraft wird sich im 15. Wiener Gemeindebezirk einfinden.
Natürlich wurde der zweifache French-Open-Finalist auch zum aktuellen Doping-Aufreger um Weltranglisten-Primus Jannik Sinner befragt - ob er denn nun glaube, dass der Südtiroler gänzlich unschuldig an der Misere sei. “Ich habe bei den US Open mit ihm darüber gesprochen. Er ist wirklich ein Wahnsinns-Typ, ich kann mir nicht vorstellen, dass da etwas mit Absicht passiert ist.” Man sehe aber wieder einmal, wie sehr man aufpassen müsse, um nicht vermeintlich unschuldig zum Handkuss zu kommen: “Ich habe während meiner Karriere in manchen Ländern selbst bei der Zahnpasta lieber zweimal hingeschaut.”
Da sich der 31-Jährige in den letzten Jahren immer sehr glaubhaft als Tier- und Klimaschützer positioniert hat, blieb ihm zum Abschluss der Pressekonferenz zurecht die Frage nicht erspart (in diesem Fall von Christoph Gastinger von “Der Presse” gestellt), wie er das Wahl-Ergebnis des letzten Sonntags erlebt habe, als die FPÖ klar die Nummer eins im Land geworden war - eine Partei die sich unter anderem mit Nachdruck einen Ruf als Klimawandel-Leugner erarbeitet hat. Ein politisches Statement wollte Thiem nicht abgeben, aber: “Es wird wahrscheinlich niemand überraschen, dass ich einer anderen Partei meine Stimme gegeben habe.” Sprachs, lächelte freundlich und machte sich langsam auf zum Training.