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Jack Draper endete die Saison mit einer herben Enttäuschung: Eine hartnäckige Oberarmprellung zwang den Briten dazu, den Rest des Jahres 2025 von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Dabei hätte alles anders kommen können – ein fehlerhafter Scan gab ihm zunächst „falsche Hoffnung“ auf eine baldige Rückkehr.
Die britische Nummer eins hatte sich die Verletzung in Wimbledon zugezogen und kämpfte anschließend vor den US Open mit den Folgen. Dort wollte er sein Halbfinale aus dem Vorjahr verteidigen, doch die Schmerzen ließen keinen ernsthaften Einsatz zu. Nach einem Auftaktsieg musste Draper in der zweiten Runde aufgeben – ein bitteres Ende seiner Saison.
Trotzdem zieht der 23-Jährige Positives aus der Zwangspause. „Die lange Auszeit hat mir sehr wehgetan, aber sie hat mir auch eine neue Perspektive eröffnet und mir zusätzliche Motivation und Kraft gegeben, um meine Ziele zu erreichen“, sagte
Draper im Interview mit The Independent.
Falscher Befund, echter Rückschlag
Drapers Verletzung erwies sich als hartnäckiger als erwartet. „Ich bekam einen Scan, der mir falsche Hoffnungen machte – vielleicht wurde er auch falsch interpretiert“, erklärte er. „Ich bereue es nicht, dass ich bei den US Open gespielt habe, denn ich bin ein Sportler, der Großes erreichen will. Vor Wimbledon war ich in einer großartigen Position, was mein Ranking und mein Tennis angeht. Ich wollte einfach weitermachen – aber leider war es etwas, das mich stoppen musste.“
Sein ungeduldiger Ehrgeiz habe ihn womöglich zusätzlich zurückgeworfen: „Vielleicht ist das der Grund, warum ich mir diese kleine Verletzung zugezogen habe – ich habe einfach zu hart daran gearbeitet, mich schnell zu verbessern.“
Aufstieg gestoppt, Ziel bleibt Weltspitze
Draper glaubt fest daran, dass seine Karrierekurve weiter nach oben zeigt – auch wenn die Zwangspause schwer zu verdauen war. „Es war hart mitanzusehen, weil ich auf einem guten Weg war, um die besten Spieler der Welt einzuholen“, sagte er. 2025 hatte er seinen ersten Masters-1000-Titel gewonnen und stand in Madrid erneut kurz vor einem großen Erfolg.
„Ich weiß, dass ich mich in vielen Bereichen verbessern kann – körperlich, mental und spielerisch“, betonte Draper. „Ich kann aggressiver werden. Ich habe ein starkes Allround-Spiel, aber jetzt geht es darum, meine Waffen noch gezielter einzusetzen, um die Jungs an der Spitze herauszufordern.“
Kritik am Tennissystem und Umgang mit Spielern
Draper äußerte sich auch zur aktuellen Lage im Tennissport: „Tennis ist ein Sport, in dem die Spieler das wichtigste Kapital sind – aber die Kommunikation zwischen den Grand Slams, der ATP, der WTA und der ITF ist bei weitem nicht gut genug. Jeder arbeitet für sich, und deshalb ist der Sport nicht so stark, wie er sein könnte.“
Er ist nicht der Einzige, der diese Meinung teilt – viele Spieler fordern mehr Transparenz und Mitbestimmung. Draper räumte gleichzeitig ein, dass die finanziellen Dimensionen im Tennis enorm sind: „Wir verdienen viel Geld, das ist mir bewusst. Mein Großvater hat 50 Jahre in einem Supermarkt gearbeitet, und manchmal schaut er auf mein Preisgeld und sagt: ‘Oh mein Gott, was ist das denn?’ – also verstehe ich diese Perspektive vollkommen.“
Doch es gehe nicht nur ums Geld, so Draper weiter: „Es gibt keine echte Transparenz zwischen Turnieren und Spielern. Auch wenn viel Geld fließt, fordern die Spieler keine höheren Summen – sie wollen einfach positive Veränderungen, weil die Dinge im Moment nicht gut genug laufen.“