Mit geballter Faust schrie Angelique Kerber ihre Freude lauthals nach
einer maximal souveränen Vorstellung gegen Veronika Kudametova heraus. 6:4 und 7:5 hieß es am Ende aus Sicht der Kielerin, die erstmals seit ihrem Comeback nach 18-monatiger Babypause wieder das Ticket für ein Achtelfinale gelöst hatte.
Entsprechend glücklich gab Kerber sich im Nachgang. "Es war ein sehr intensives Match, wir standen fast zwei Stunden auf dem Platz. Ich habe einfach versucht, um jeden Ball zu kämpfen und das Momentum mitzunehmen", sagte sie im Court-Interview und schob ans Publikum gerichtet nach: "Ich genieße jeden Tag hier und freue mich einfach, gutes Tennis gegen die besten Spielerinnen zu zeigen. Vor allem freue ich mich, wieder bei Euch zu sein."
Ob sie selbst von ihren Leistungen überrascht sei? "Ich habe hart an meinem Comeback gearbeitet und wusste, dass ich geduldig sein muss", so Kerber. Sie spüre, "dass die Routine zurückkommt".
Tatsächlich
wirkt die 36-Jährige in Kalifornien sehr konzentriert. Dass sie wieder
imstande ist, mit den Besten der Welt mitzuhalten, stellte sie nicht nur
gegen die an 17 gesetzte Kudametova, sondern bereits im kräftezehrenden
Zweitrunden-Duell mit Top-Ten-Spielerin Jelena Ostapenko (5:7, 6:3, 6:3) eindrucksvoll unter Beweis. Der
Schlüssel zum Erfolg liegt vor allem in einer guten Fitness, so Kerber:
"Ich weiß nicht, ob ich fitter als vorher bin, aber ich bin auf jeden
Fall fit", sagte sie. Die 36-Jährige scheint den Spagat zwischen
Mutterrolle und Spitzensport zu stemmen."Es
wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es ist einfach. Man muss viel
organisieren, aber es ist möglich und das kriegen wir auch ganz gut
hin", erklärte Kerber jüngst bei "Sport1" mit Blick auf ihre kleine
Tochter Liana: "Trotzdem verlangt es natürlich nach viel Organisation -
und auch viel Spontanität."
Tipps holt sie sich eigenen Angaben zufolge auch bei den Kolleginnen, insbesondere mit ihrer guten Freundin und kommenden Gegnerin Caroline Wozniacki tauscht sich Kerber gerne aus: "Es ist ein ganz anderes Gefühl, jetzt in die Umkleidekabine zu kommen. Es gibt viele Mütter und gefühlt werden es immer mehr. Auch Caro Wozniacki, mit der ich sehr gut befreundet bin. Es kommen auf jeden Fall verschiedene andere Themen zur Sprache als noch vor einigen Jahren."
Die Prioritäten haben sich also verschoben. Wenn es zum sportlichen Aufeinandertreffen mit Wozniacki seit 2018 kommt, dürften die Elterngespräche aber erst einmal ruhen. "Wir sind beide in einer ähnlichen Situation", sagte Kerber über Zweifach-Mama Wozniacki: "Wir sind Freunde und werden das auch bleiben. Am Ende gibt es wichtigere Dinge als ein Tennisspiel. Aber für das Publikum wird das sicherlich ein interessantes Match."
Angelique Kerber und Caroline Wozniacki kennen sich bestens. Und dürfen im Achtelfinale von Indian Wells 2024 erstmals als Mütter gegeneinander antreten
Tja, wer hätte das vor einem Jahr gedacht ? Zwar hatte Angelique Kerber da schon ihre feste Absichtserklärung abgegeben, dass sie nach einer Babypause zurück auf die WTA Tour kommen würde. Im Fall von Caroline Wozniacki war mit einem Comeback aber überhaupt nicht zu rechnen. Und nun werden sich die beiden im Achtelfinale von Indian Wells zum 16. Mal im Rahmen der WTA Tour treffen. Man könnte fast von einem Klassiker sprechen. Kerber führt übrigens mit 8:7 Siegen.
Begonnen hat die Rivalität der beiden befreundeten Grand Slam-Championessen 2008 in Stockholm. Damals konnte sich Caroline Wozniacki in zwei Sätzen behaupten. Kerbers ersten Erfolg gab es vier Jahre später, sehr zum Leidwesen von Lokalmatadorin Wozniacki im Endspiel des Turniers in Kopenhagen. Kerbers wichtigster Sieg gegen Caroline Wozniacki mag jener im Halbfinale der US Open 2016 gewesen sein. Danach konnte die Deutsche im Endspiel ja auch noch Karolina Pliskova bezwingen.
Obwohl sich im Leben der
beiden ehemaligen Weltranglistenersten mittlerweile nicht mehr alles um
die gelbe Filzkugel dreht, geht es um mehr als nette Nostalgie. Das
Vintage-Duell im Tennis-Paradies ist nämlich richtungsweisend.
In Indian Wells haben Kerber und
Wozniacki erst einmal gegeneinander gespielt, 2013 konnte sich die Dänin
durchsetzen. Elf Jahre später kommt es nun also zu einem
Achtelfinalduell, mit dem so nicht zu rechnen war. Denn vor allem
Angelique Kerber war von der Auslosung nicht begünstigt worden. Schon
Petra Martic zum Auftakt war kein Selbstläufer, in Runde zwei lag Kerber
gegen Jelena Ostapenko schon mit Satz und Break zurück. Bemerkenswert,
dass Kerber gegen Veronika Kudermetova noch einmal nachlegen konnte.
Caroline Wozniacki wiederum konnte vor allem in Runde zwei gegen Donna
Vekic überzeugen. Und legte am Sonntag gegen Katie Volynets nach, die
zuvor gegen Ons Jabeur gewinnen konnte. Der Preis für die Siegerin
könnte übrigens ein Spitzenduell mit Iga Swiatek werden. Die Polin
wartet nämlich im Fall eines Sieges gegen Yulia Putintseva.