Wimbledon: Steffi Graf - Das letzte Hurra? Eher eine Saga aus Schmerzen und Qualen

Vor 25 Jahren erreichte Steffi Graf in Wimbledon noch einmal das Endspiel. Für die verletzte Brühlerin war es eine einzige Saga aus Schmerz und Pein.

An ihr allererstes Wimbledon vor 40 Jahren kann sich Steffi Graf noch lebhaft erinnern. Sie stand 1984 im Achtelfinale gegen die Britin Jo Durie auf dem Platz, verlor 7:9 im dritten Satz, aber was die Niederlage besonders schlimm machte, war dies: „Es war ausgerechnet der Tag, an dem mir meine Mutter zum ersten Mal einen Rock zum Spiel besorgt hatte. Da flossen die Tränen dann so richtig.“

Viel schöner war ihr letztes Wimbledon-Jahr auch nicht, obwohl sie vor einem Vierteljahrhundert, bei den Offenen Englischen Meisterschaften 1999, noch einmal den Sprung ins Endspiel schaffte. Aber für die am Knie verletzte Brühlerin war es eine einzige Saga aus Schmerz und Pein. In ihrem Domizil an der Church Road, an dem täglich tausende Fans ahnungslos vorbeipilgerten, gaben sich Ärzte und Physiotherapeuten die Klinke in die Hand, nur mit schmerzstillenden Mitteln und Spritzen schaffte es die damals 30-jährige Meisterspielerin immer wieder aufs Tennisgrün. „Ich war ein paar Mal nahe dran, das Turnier aufzugeben“, erinnert sich Graf, „aber dann war der Wille, irgendwie durchzuhalten, doch stärker.“

Während Graf in der ersten Wimbledon-Woche beinahe unbemerkt ihre Runden zog, fokussierten sich die deutschen Blicke auf das Abschieds-Gastspiel des dreimaligen Champions Boris Becker. Fast wundersam gelangte der jüngste Sieger der Wimbledon-Geschichte noch einmal ins Achtelfinale, dann war es vorbei mit seinen Auftritten im selbsternannten „zweiten Wohnzimmer.“ Graf engste Vertraute, etwa Manager Hans Engert und Trainer Heinz Günthardt, ahnten zu diesem Zeitpunkt, dass das Karriereende auch für ihren Schützling sehr nahe war.

Wimbledon: Steffi Graf - Das letzte Hurra? Eher eine Saga aus Schmerzen und Qualen

Graf tritt im August zurück

„Wimbledon 1999, das war sozusagen der Sonnenuntergang für Steffi“, sagte der inzwischen verstorbene Engert später, „es war klar, dass es so nicht weitergehen würde.“ Tatsächlich trat Graf anderthalb Monate später zurück, am 13. August 1999. Bei einer Pressekonferenz in Heidelberg und nicht im heimatlichen Brühler Tennisklub, wie in der aktuellen Streaming-Seifenoper „Perfect Match“ behauptet.

Doch den ein oder anderen Coup kann Graf in Wimbledon zuvor noch einmal landen, kurz nach dem märchenhaften French Open-Triumph gegen Martina Hingis, der enorme Kräfte gekostet hat. Im Achtel- und Viertelfinale schlägt sie mit Kim Clijsters und Venus Williams zwei Topstars der nächsten Generation. Erst im Endspiel wird „Fräulein Vorhand“ schließlich von Lindsay Davenport gestoppt, sie verliert die umkämpfte Partie mit 5:7 und 4:6. Das beherrschende Gefühl nach dem Spiel? „Ich war einfach nur froh, dass es vorbei war“, so Graf, „es war eine einzige Qual gewesen.“

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