Alexander Zverev hat zwei
turbulente Wochen zum Auftakt der Sandplatzsaison erlebt. Der
Olympiasieger kam mit zwei Siegen und zwei Niederlagen bei zwei
Turnieren in Monte Carlo und München nur mäßig aus den Startblöcken. Das
ist kein Drama, schließlich waren die Umstände, vorsichtig ausgedrückt,
unglücklich. Will Zverev seinem Fahrplan aber folgen, dann muss er in
Madrid die Schlagzahl erhöhen.
Alexander
Zverev weiß, dass er auf Sand nicht zu den Schnellstartern gehört. "Ich
fange erst in Woche drei oder vier an, richtig gut zu spielen", ließ
der 27-Jährige vor gut einer Woche beim ATP Turnier in München wissen. Die Ergebnisse in dieser Saison bestätigen die Einschätzung: Beim Masters in Monte Carlo schied er in der zweiten Partie gegen den späteren Turniersieger
Stefanos Tsitsipas aus, dasselbe Schicksal ereilte ihn in München gegen Cristian Garín. Beide Kontrahenten sind extrem starke Sandplatzspieler, die Niederlagen kamen nicht von ungefähr.Legt
man die drei bis vier Wochen zugrunde, die Zverev sich selbst
zugesteht, dann müsste er beim Masters in der Caja Mágica von Madrid
langsam Fahrt aufnehmen, die Statistiken in den positiven Bereich
bringen.
Zverev in München seiner Waffen beraubt
Es
wird von entscheidender Bedeutung sein, ob Zverev seine zuletzt
stumpfen Waffen schärfen kann. In München gelang das aufgrund der Kälte
und Nässe nicht. "Mein Aufschlag, mit dem ich normalerweise viele Punkte
mache, wird mir weggenommen. Meine Rückhand, die vielen Gegnern
Probleme bereitet, wird mir weggenommen", ärgerte sich der
Weltranglistenfünfte nach dem Aus im Viertelfinale.
Der
Ausflug in die bayrische Landeshauptstadt war rückblickend ohnehin ein
Reinfall. Die harschen Witterungsbedingungen machten dem 1,98-m-Schlaks
mehr zu schaffen als der Konkurrenz. Selbst wenn er seinen gefürchteten
Aufschlag mit 220 km/h übers Netz bringe, "kommt der beim Gegner auf
Hüfthöhe an und nicht auf Schulterhöhe", monierte Zverev. Der Gegner war
damit wesentlich besser in der Lage, gut zu returnieren.
Zverev: Wenig Zeit vor Monte Carlo
Im
zweiten Match platzte dem Deutschen gar der Kragen. "Es regnet seit
drei Stunden ununterbrochen, und es wird keine Sekunde darüber
nachgedacht, zu unterbrechen", schimpfte Zverev und drohte später an,
"die nächsten zwei Spiele abzuschenken, dann bin ich fertig hier. Das
ist wirklich lächerlich. Ich rutsche bei jedem Schritt, den ich mache."
In der Woche zuvor beim Masters in der Wahlheimat waren die Probleme
noch andere. "Ich bin in Miami weit gekommen und hatte entsprechend
wenig Zeit vor Monte Carlo. Es waren nur ein paar Trainingseinheiten
möglich", erläuterte Zverev.
Zverev gibt zu: "Ich wurde zu defensiv"
Dass der 27-Jährige von der Weltspitze noch ein Stück entfernt ist, zeigte sich im Duell mit Tsitsipas, dem er 5:7, 6:7 (3:7) unterlag. Immerhin machte Zverev im zweiten Satz aus einem 0:5 ein 5:5, ehe er sich doch geschlagen geben musste. Er habe einige Chancen liegen lassen, aber "in den wichtigen Momenten wurde ich - auch wegen der fehlenden Praxis auf Sand - etwas zu defensiv und habe abgewartet", resümierte Zverev.
Im Unterschied zu München waren es im Fürstentum spieltaktische Unzulänglichkeiten und keine äußeren Einflüsse, die zum Aus führten. Daran wird Zverev nun arbeiten müssen, um in der "Zauberkiste" von Madrid die Wende einzuleiten. Aufschlag, Rückhand und die Urgewalt in den Schlägen werden nicht negativ beeinflusst, demzufolge hat die Nummer fünf der Welt gute Aussichten, erfolgreich abzuschneiden.
Madrid und Zverev - das passt
Hinzu kommt der mentale Faktor. Zverev weiß, dass sein Spiel funktioniert in der Caja Mágica. 2018 und 2021 gewann er den Wettbewerb,
2022 stand er im Endspiel. Bei keinem anderen Masters hat Zverev eine
annähernd starke Bilanz wie in der spanischen Hauptstadt.Entsprechend
selbstbewusst geht der Hamburger das Turnier an, er wolle "um den Titel
mitspielen". Das Finale in Madrid steigt am 5. Mai, knapp vier Wochen
nach dem ersten Match auf Sand für Zverev. Würde also hervorragend in
den Zeitplan passen ...