Kein Jannik Sinner, kein Lorenzo Musetti, aber eine furchtlose Einstellung:
Flavio Cobolli hat seine italienische Auswahl nach einem Tennis-Thriller gegen
Zizou Bergs am Freitagabend auf heimischem Boden in Bologna ins Endspiel der
Davis Cup Finals geführt.
Cobolli setzte sich in einem nervenaufreibenden Tie-Break durch, der bis 17:15 ging. Auch der zweite Satz ging über die volle Distanz: Bergs kämpfte sich zurück und hatte Matchbälle, um ein entscheidendes Doppel zu erzwingen, das nun nicht mehr nötig ist.
Kein Sinner, kein Musetti – kein Problem
Es ist das dritte Endspiel in Folge für Italien, das ironischerweise im Finale auf Spanien treffen könnte, die morgen ohne ihre beiden Zugpferde gegen Deutschland antreten. Sinner entschied sich bereits vor einiger Zeit gegen eine Teilnahme, weil der Kalender ihn zu unglücklichen Entscheidungen zwang – darunter die Absage der Davis Cup Finals.
Das rief den Unmut vieler Spitzenfiguren des italienischen Tennis hervor, die die patriotische Sicht einnahmen. Gleiches galt für Lorenzo Musetti, der noch später zurückzog. Er erreichte das Finale in Athen und tat dies, um sich für die ATP Finals zu qualifizieren, doch trotz seines Scheiterns spielte Novak Djokovic – wie vielleicht zu erwarten – ohnehin nicht.
So rückte er dennoch nach. Nach drei Turnieren und mit dem baldigen Nachwuchs mit seiner Partnerin entschied er sich jedoch für eine Pause. Das eröffnete Matteo Berrettini und Flavio Cobolli – zwei der nächsten in der Rangfolge und im Fall Berrettinis lange der Topspieler Italiens vor Sinner und Musetti – die Chance, zu Helden zu werden.
Genau das waren sie in dieser Woche. Nachdem Berrettini zuvor in einem elektrisierenden Duell mit Raphael Collignon seinen Teil mit 6:3, 6:4 erledigt hatte, war die Bühne frei für Flavio Cobolli.
Er legte furios los, zog auf 3:1 davon und bestätigte das Break. Am Ende wurde es recht souverän – abgesehen von den Satzbällen, von denen er fünf brauchte, ehe er zum 6:3 verwandelte.
Doch der zweite Satz gehörte nicht Cobolli. Es ging vielmehr darum, keinen Zentimeter nachzugeben. Italiener und Belgier lieferten sich ein faszinierendes Katz-und-Maus-Spiel, in dem niemand seinen Aufschlag abgab. Es waren wechselnde Service-Holds mit kaum Einbußen bei eigenem Service. Viele 40:0-Spiele.
Ähnlich verlief der Tie-Break: drei Mini-Breaks insgesamt, die einander neutralisierten, und ein entscheidender für Bergs, der alles offen hielt. Dann brach das Chaos aus: Cobolli hatte bei 5:4 Matchball, konnte ihn aber nicht nutzen.
Es ging bis zum Äußersten – 17:15. Bergs hatte Matchbälle bei 4:6, 5:6, 6:7, 7:8, 9:10, 13:14, 14:15, bevor er schließlich bei 16:15 verlor und Cobolli mit 17:15 zuschlug. Für Bergs bleibt es wohl eine verpasste Chance, für Cobolli war es der große Auftritt in einem nervenzerreißenden Krimi.