Italien hat den
Davis Cup in den vergangenen zwei Jahren dominiert. 2023 und 2024 führten sie das prestigeträchtige Nationenturnier an — maßgeblich dank
Jannik Sinner, der seine letzten neun Davis-Cup-Matches allesamt gewann. Umso größer ist nun die Überraschung: Italien muss den Titel 2025 ohne die aktuelle Nummer zwei der Welt verteidigen — und dafür steht Sinner massiv in der Kritik.
Das Davis-Cup-Finale findet vom 18. bis 23. November in Bologna statt, erneut auf heimischem Boden. Acht Nationen kämpfen um den Titel — doch Italiens Topstar wird nicht dabei sein.
Pietrangeli verurteilt Sinners Entscheidung
Sinner verzichtet freiwillig, um sich auf den Saisonstart 2026 in Australien zu konzentrieren. Diese Entscheidung stieß bei Nicola Pietrangeli — zweifacher Grand-Slam-Champion und italienische Tennis-Legende — auf Unverständnis.
"Das ist ein großer Schlag ins Gesicht des italienischen Sports", sagte
Pietrangeli gegenüber ASNA. "Ich verstehe nicht, wenn er von schwierigen Entscheidungen spricht. Er muss Tennis spielen, nicht Krieg führen."
Für Italien hat Sinner bislang nur ein einziges Einzel im Davis Cup verloren (Bilanz 12:1). Kein Zweifel: Sein Fehlen reißt eine sportliche wie emotionale Lücke — und beseitigt den gefürchteten Aura-Faktor des Teams.
Tennis im Wandel: zwischen Ehre und Kommerz
Pietrangeli kritisierte vor allem, dass Nationalstolz heute scheinbar weniger zählt:
"Wenn sie den Davis Cup erwähnen, bin ich aufgeregt, denn das Ziel eines Sportlers ist es, das blaue Trikot zu tragen. Aber leider spreche ich von einer anderen Ära", sagte er. "Ich hoffe, dass er (Sinner) während des Davis Cups (Finale) nicht geht und woanders spielt... Heute ist die Welt zu sehr mit Geld gefüllt. Sie lassen ihre Herzen zurück."
Sinner hatte sich zuletzt den Six Kings Slam gesichert — im Finale erstmals seit Wimbledon wieder gegen Alcaraz gewonnen. Im Asien-Swing spielte er zwei Turniere, gewann die China Open und schied bei den Shanghai Masters in der 32er-Runde aus.
Wie stark ist Italien ohne Sinner?
Trotz des prominenten Ausfalls bleibt Italiens Aufgebot ambitioniert. Angeführt wird es von Lorenzo Musetti, zweifacher Grand-Slam-Halbfinalist. Flavio Cobolli und Matteo Berrettini bilden das Rückgrat im Einzel, Simone Bolelli und Andrea Vavassori das Doppel.
Auftaktgegner ist Österreich — das Viertelfinale ist Pflicht. Danach könnten Frankreich oder Belgien warten; Alcaraz’ Spanien wäre ein mögliches Traumfinale.
Die Frage bleibt: Reicht Italiens Tiefe aus, um den Titel ohne den besten Spieler des Landes zu verteidigen?