Laura Siegemund will mit dem Porsche Team Deutschland am 12. und 13. April auswärts in Brasilien bestehen. Die 36-Jährige kann durch ihre Qualitäten im Einzel und Doppel enorm wichtig werden. Im DTB-Interview gibt sie Einblicke in die bisherige Woche in São Paulo.
Laura, ihr seid seit vergangenem Sonntag in São Paulo. Wie waren die Tage bisher?
„Wenn
wir in unserem Team zusammenkommen, ist es immer sehr schnell
harmonisch – wir haben eine super Truppe, in der alle Bock auf die
gemeinsame Woche haben. Da braucht es keine Eingewöhnungszeit.“
Wie sehen die Vorbereitungen auf dem Platz aus?
„Wir
haben vom ersten Training an konzentriert gearbeitet. Egal in welcher
Konstellation sind das immer gute Einheiten. Man musste sich zwar etwas
an die Bedingungen hier gewöhnen, weil der Platz anfangs wirklich nicht
gut war. Aber das ist jetzt besser geworden.“
Am
Wochenende sind vier Spielerinnen dabei, die auch 2023 beim Heimsieg
gegen Brasilien im Team waren. Ist das ein Vorteil für euch?
„Natürlich
ist es gut, mit diesem Team bereits die positive Erfahrung zu haben,
Brasilien schlagen zu können. Aber es geht immer wieder bei null los und
uns erwartet hier auswärts wieder eine schwere Aufgabe. Wir können uns
nicht auf den Lorbeeren vom letzten Jahr ausruhen, sondern müssen wieder
voll da sein.“
Vor allem, weil die Fans dieses Mal auch nicht auf eurer Seite sein werden.
„Genau!
Jetzt haben die Brasilianerinnen den Heimvorteil. Wir müssen damit
rechnen, dass hier 10.000 Zuschauer deinen Doppelfehler beklatschen. Das
wird eine mentale Herausforderung für uns, auf die wir aber vorbereitet
sein werden.“
Wann hast du das letzte Mal in so einer Atmosphäre gespielt?
„Ich
kenne die brasilianischen Fans, ich habe sie bei Turnieren auf der Tour
in der Vergangenheit schon miterlebt. Sie sind einfach ein krasses
Publikum, ab und an auch mal an der Grenze zum Unsportlichen.“
Bei
keinem anderen Wettbewerb kommt es so zum Tragen, dass du eine
erfahrene Einzel- und Doppelspielerin bist. Was bedeutet das für deine
Rolle im Porsche Team Deutschland?
„Klar, ich bin
vielseitig einsetzbar. Vor allem im Doppel wird von mir erwartet, dass
ich das Spiel leite. Auch für ein mögliches Einzel bin ich bereit. Aber
am Ende entscheiden die Trainer darüber, wer am Wochenende spielt.“
Du bist zum neunten Mal dabei. Gibt es besondere Momente, die dir in Erinnerung geblieben sind?
„Natürlich
gibt es schöne Erinnerungen. Dazu gehört auf jeden Fall der Heimsieg
gegen Brasilien oder der Klassenerhalt gegen Kroatien 2022. Aber wenn
ich an den
Billie Jean King Cup denke, dann kommt mir eher die besondere
Stimmung in unserem Team in den Kopf, die wir über die Woche haben.
Weil es einfach Spaß macht, in dieser Mannschaft zu sein. Das ist eine
coole Abwechslung zum Touralltag.“
Wie macht sich der Unterschied zur Tour noch bemerkbar?
„Man
muss sich anpassen, was auch mal nicht schlecht ist. Ich bin sonst mit
einem recht kleinen Team und oft nur mit meinem Trainer unterwegs. Da
ist alles auf dich abgestimmt. Bei Teamwettbewerben muss man flexibler
sein, ist aber auch viel eingebundener. Im Team gehen wir gemeinsam
essen und bekommen andere Impulse. Ich finde das sehr erfrischend.“
Mit
den Olympischen Spielen in Paris steht dieses Jahr noch ein weiteres
großes Highlight an, bei dem ihr für Deutschland spielt. Ist das für
dich auch ein Ziel, da wieder dabei zu sein?
„Ich habe
mich mit den Olympischen Spielen noch nicht viel beschäftigt und
konzentriere mich eher auf die nächsten Turniere. Natürlich gehe ich
davon aus, dass ich im Doppel qualifiziert bin. Aber ganz sicher kann
man das zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht sagen.“
Du wärst zum dritten Mal dabei.
„Ja,
das ist für mich ganz besonders. Vor allem, weil ich nach den letzten
Olympischen Spielen in Tokio direkt eine Knie-OP hatte. Ich wusste nach
dem Ausscheiden, das ich für lange Zeit erst einmal kein Tennis spielen
werde und Olympia 2024 schien sehr weit weg. Dass meine Teilnahme drei
Jahre danach sowohl im Einzel als auch im Doppel möglich ist, ist sehr
speziell für mich!“
Danke für das Gespräch und viel Erfolg gegen Brasilien.
Die
Billie Jean King Cup-Partie zwischen Deutschland und Brasilien findet
am 12. und 13. April 2024 in São Paulo statt. Gespielt wird auf Sand in
der Arena Ginásio Ibirapuera. Die Siegermannschaft qualifiziert sich für
die Endrunde, die im November erneut in Sevilla stattfindet. Das
Verliererteam muss in den Play-Offs um den Verbleib in der Weltgruppe
kämpfen.