In der dynamischen Welt des Profitennis kann sich nationale Zugehörigkeit manchmal so schnell ändern wie das Momentum eines Matches. Der Fall
Daria Kasatkina sorgt nun für besondere Aufmerksamkeit: Die gebürtige Russin hat angekündigt, künftig für Australien auf der internationalen Bühne anzutreten.
Ein Schritt mit Signalwirkung
Die Entscheidung überrascht – und passt doch in einen wachsenden Trend unter Spitzensportlern: Immer mehr Athletinnen und Athleten suchen neue sportliche und persönliche Perspektiven jenseits ihrer Heimatländer. Für Kasatkina, einst Top-10-Spielerin und bekannt für ihr variantenreiches Spiel, könnte dieser Wechsel ein neuer Karriereabschnitt werden. Er markiert aber auch einen Moment von politischer und sportlicher Symbolkraft.
Besonders beachtet wurde eine Szene beim Turnierauftakt: Nach einem Match gegen die Ukrainerin
Marta Kostyuk reichte Kasatkina ihrer Gegnerin die Hand – ein Händedruck, der mehr war als bloße Geste. In Zeiten geopolitischer Spannungen, in denen ukrainische Spielerinnen russischen Kontrahentinnen oft den Handschlag verweigern, war dieser Moment außergewöhnlich.
Traditionell steht der Handschlag im Tennis für Fairness und gegenseitigen Respekt – unabhängig von Herkunft oder politischer Lage. Doch wenn eine Spielerin mit russischen Wurzeln und eine Ukrainerin sich öffentlich die Hand reichen, sendet das ein klares Signal: Der Sport kann Brücken bauen, selbst dort, wo Worte oft nicht mehr reichen.
Für Kasatkina beginnt mit ihrer neuen sportlichen Heimat Australien ein neues Kapitel. Doch die stärkste Botschaft war vielleicht nicht die Flagge neben ihrem Namen – sondern der einfache, respektvolle Handschlag über das Netz hinweg.
Kostjuks freundliche Annahme von Kasatinas neuer Vertretung sendet eine starke Botschaft: Auf dem Tennisplatz geht Respekt über Grenzen und Politik hinaus. Diese einfache Geste spiegelt das Ethos wider, dass Sportlichkeit Gräben überbrücken kann, selbst wenn die geopolitischen Spannungen weiter bestehen.
Der ukrainische Star Marta Kostyuk, die seit dem Einmarsch in ihr Land dafür bekannt ist, dass sie sich weigert, russischen oder weißrussischen Spielerinnen die Hand zu geben, reichte Kasatkina die Hand. Auch das war nicht das erste Mal.
Als es das erste Mal bei den Rome Open Anfang dieses Jahres geschah, sagte Kostyuk Folgendes:
"Es gibt Zeiten, in denen Schweigen bedeutet, so zu tun, als ob nichts passiert.
Der Krieg gegen die Ukraine ist nicht nur im Gange - er ist schmerzhaft, ungerecht und sehr real. Er prägt Leben, Zukunft und alltägliche Entscheidungen auf eine Art und Weise, die sich viele nie vorstellen können.
Einige sagen, dass sich der Sport aus der Politik heraushalten sollte.
Aber hier geht es nicht um Politik - es geht um Menschlichkeit.
Und wenn dein Land von einem Aggressor angegriffen wird, fühlt sich Schweigen wie Komplizenschaft an.
Als Sportler glaube ich an Fairness und Respekt - aber diese Prinzipien bedeuten wenig, wenn sie nicht über den Platz hinausreichen."
Ihr Instagram-Story-Statement wurde mit diesen Worten fortgesetzt:
"Seit Beginn des Krieges habe ich mich entschieden, russischen oder weißrussischen Spielern nicht die Hand zu geben - als persönliche Haltung gegen Russlands Aggression.
Aber wenn jemand nicht nur die Wahrheit sagt...
...und Russland als Aggressor bezeichnet - sondern auch danach handelt, verdient das Respekt."
Sie beendete ihre Erklärung mit dem Hinweis auf Kasatinas Solidarität:
"Daria Kasatkina hat sich klar gegen den Krieg ausgesprochen und die Entscheidung getroffen, ihre russische Sportstaatsbürgerschaft aufzugeben.
Das erfordert Mut - und ich erkenne ihn an.
Ich hoffe, dass dies nicht der letzte Schritt ist, sondern Teil eines tieferen Engagements.
Ich stehe an der Seite der Ukraine.
Ich stehe für die Wahrheit, für die Würde und für diejenigen, die sich dafür entscheiden, zu sprechen und zu handeln - wenn es einfacher wäre, still zu bleiben."
In ihrem hart umkämpften Zweitrundenmatch bei den Canadian Open war es Kostyuk, die am Ende triumphierte, allerdings nicht kampflos. Die Ukrainerin kämpfte sich von einem Satzrückstand zurück und besiegte Kasatkina in einem spannenden Match mit 3:6, 6:3, 7:6(7:4).
Die Ukrainerin trifft morgen im Achtelfinale auf McCartney Kessler, die an Nummer 28 gesetzt ist. Trotzdem kann im Tennis, wo kleine Gesten oft große Bedeutung haben, ein Händedruck alles sagen. Wenn die Flaggen wechseln, tun es auch die Handschläge, und in diesem Fall markieren sie nicht nur eine sportliche, sondern auch eine moralische Veränderung.