Tennis ist an regelmäßige Überraschungen gewöhnt, besonders bei großen Turnieren wie den Grand Slams. Topgesetzte Spielerinnen gehen mit dem Ziel tiefer Runs hinein – nur um dann von jemandem außerhalb der Top 300 erwischt zu werden. Das ist 2025 auf der WTA-Tour derselben Spielerin gleich zweimal widerfahren, in den größten Überraschungen des Jahres.
Sevastova (386) vs Pegula (4)
Jessica Pegula reiste mit dem Ziel eines dritten Titels in Serie zum Canadian Open. Der Start lief vielversprechend: ein Zweisatzsieg gegen Maria Sakkari. Damit wartete in der Runde der letzten 32 die Weltranglisten-386.
Anastasija Sevastova. Auf dem Papier klar – auf dem Court ganz anders. Die Lettin, 2018 einmal die Nummer 11 der Welt, sorgte in Montreal für ein Beben und bezwang die Amerikanerin mit 3:6, 6:4, 6:1.
Trotz nur 24 Matches auf Tour-Niveau in vier Jahren fand Sevastova die Mittel, um die klare Favoritin aus dem Turnier zu nehmen. Sie krönte ihren Auftritt, indem sie die letzten sechs Spiele – und acht der letzten neun – gewann und so mit Schwung ins Achtelfinale stürmte.
Boisson (361) vs Pegula (3)
Es war nicht einmal das erste Mal in diesem Jahr, dass Pegula so etwas passierte. Als Topgesetzte bei Roland Garros schien das Achtelfinale gegen Lokalmatadorin Lois Boisson eine Pflichtaufgabe. Die Französin war mit einer Wildcard gestartet, wollte ihr Land stolz machen und wichtige Punkte sammeln. Das gelang eindrucksvoll: Sie warf Pegula mit 3:6, 6:4, 6:4 raus.
Ein schwaches Ende des ersten Satzes ließ sie kalt. Während es fast sicher schien, dass Pegula davonzieht, hatte Boisson andere Pläne. Sie glich aus und behielt in hektischen Schlussgames die Nerven, in denen Pegula mehrere Chancen auf die Führung liegen ließ. Boisson nutzte ihre Möglichkeiten und machte ihr erstes Grand-Slam-Viertelfinale perfekt. Anschließend schlug sie noch die Nummer 6, Mirra Andreeva, bevor sie von der späteren Siegerin Coco Gauff gestoppt wurde.
Vondrousova (164) vs Sabalenka (1)
Marketa Vondrousova ist nach Verletzungen nach ihrem überraschenden Wimbledonsieg in der Rangliste abgerutscht. Dennoch bewies sie, dass der Lauf auf Rasen kein Zufall war, und stürmte zum Titel bei den Berlin Open. Auf dem Weg dorthin schaltete sie die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka mit 6:2, 6:4 aus.
Die Tschechin sprang nach diesem Triumph im Ranking deutlich nach oben. Auch wenn eine Niederlage gegen eine Spielerin ihrer Klasse vielleicht nicht als Mega-Sensation gilt, sprechen die Zahlen für eine herbe Pleite aus Sabalenkas Sicht. Sie revanchierte sich zwar in Cincinnati, doch als Vondrousova vor dem US-Open-Viertelfinale erneut verletzt passen musste, war der Weg für die Belarussin frei.
Bencic (157) vs Rybakina (5)
Inzwischen die Nummer 11 der Welt, vergisst man leicht, wie weit
Belinda Bencic zu Jahresbeginn zurücklag. Nach ihrer Babypause 2024 war sie vor dem mit Spannung erwarteten Comeback 2025 stark gefallen. Der Aufstieg begann mit dem Titel in Dubai. Auf dem Weg dorthin besiegte sie die Nummer 5 der Welt, Elena Rybakina, mit 3:6, 6:3, 6:4.
Nach zwei sehr engen Sätzen, in denen jeweils ein Break den Unterschied machte, holte sich die Schweizerin im dritten Durchgang die Führung. Sie erspielte sich ein Doppelbreak, vergab dann zwei Matchbälle bei eigenem Aufschlag. Zwei Spiele später machte die Wildcard den Coup perfekt.
Alexandra Eala (140) vs Swiatek (2) und Keys (5)
Alexandra Eala platzte mit einem euphorischen Run in Miami auf die große Bühne. Auf dem Weg ins überraschende Halbfinale schlug sie die Australian-Open-Siegerin Madison Keys mit 6:4, 6:2 und legte gegen die sechsfache Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek mit 6:2, 7:5 nach.
Die damals 19-Jährige erhielt eine Wildcard und nutzte die Chance dankbar. Gegen Keys riss sie nach und nach die Kontrolle an sich und gewann die letzten vier Spiele – ein deutliches Statement. Auch der Viertelfinalsieg gegen Swiatek unterstrich das. In einem Match mit über 13 Aufschlagdurchbrüchen in 20 Spielen behielt Eala das bessere Ende. In einer anderen Konstellation stünde Pegula hier erneut, doch sie wehrte Eala im Halbfinale nach drei Sätzen ab.