Eva Lys muss sich nicht nur – wie viele Spielerinnen – nach Matches mit ständigen Anfeindungen in den sozialen Medien auseinandersetzen, sondern inzwischen auch mit Stalkern, wie sie am Freitag während der
Billie Jean King Cup Play-offs offenlegte.
Lys war Teil des deutschen Teams, das auf heimischem Boden spielte, unterlag jedoch
Zeynep Sonmez, woraufhin Deutschland gegen die Türkei mit 1:2 ins Hintertreffen geriet. Ella Seidel gewann das erste Einzel, doch die nunmehrige deutsche Nummer 1 konnte den Sieg nicht eintüten und verlor in drei Sätzen. Kurz darauf ging auch das Doppel verloren.
Sonmez nahm Lys’ Aufschlag achtmal ab und holte mit 6:2, 4:6, 6:0 einen wichtigen Punkt für die Türkei.
„Ich bin wirklich enttäuscht, aber ich habe bis zum Ende gekämpft. Zeynep ist eine großartige Spielerin und war heute auf dem Platz die dominantere. Ich habe mein Spiel nicht richtig gefunden, obwohl ich den zweiten Satz gewonnen habe. Im dritten Satz war sie sehr druckvoll und hat es sich verdient. Heute war sie die bessere Spielerin“.
- Eva LysLys kam direkt aus Hongkong – nach einer Saison des Durchbruchs, die sich nun in die Länge zieht, wäre ein schwächerer Tag verzeihlich gewesen, doch sie erklärte, dass der schnelle Rhythmuswechsel nicht geholfen habe. „Ich habe die letzten zwei Monate in Asien auf sehr langsamen Belägen gespielt. In den vergangenen Tagen hier habe ich mich sehr wohl gefühlt, aber das ist einer der schnellsten Hartplätze, auf denen ich in den letzten Monaten gespielt habe. Normalerweise liegt mir das, aber heute habe ich im Match mein Timing nicht richtig gefunden. Ich musste die ganze Zeit nach meinem Rhythmus suchen und bin eigentlich nie wirklich reingekommen.“
Vom Höhenflug zu Stalker-Sorgen
Es geht aber auch um die Anpassung an einen neuen Status für die Weltranglisten-40., die vom Aufsteiger nun in die Top 40 und zur deutschen Nummer 1 geworden ist. Mit 23 Jahren ist sie in Deutschland nicht mehr nur Hoffnungsträgerin, sondern eine Spielerin, an die Erwartungen geknüpft sind.
„Natürlich denke ich darüber nach“, sagte sie zur gestiegenen Erwartungslast. „Auf der Tour oder auch hier im Team versuche ich noch, meinen Platz zu finden. Ich habe nach diesem Jahr viel Selbstvertrauen gewonnen, aber es ist weiterhin eine ungewohnte Situation, in der ich mir mehr Druck mache, als ich sollte, weil ich dieser Position gerecht werden will“, erklärte sie.
„Im Team bekomme ich von allen Mädels Unterstützung. Dort merkt man es eigentlich nicht. Wenn wir auf den Platz gehen, geben wir alle unser Bestes. Ich habe großes Vertrauen in die Spielerinnen, die wir dabeihaben. Sie sind alle sehr gefährlich, und ich sehe mich als eine von ihnen.“
Zur Schattenseite des Sports gehört gerade für eine Spielerin, die stärker im Rampenlicht steht, nun auch Belästigung und Stalking. Lys sagte, besessene Verfolger hätten sich Hotelzimmernummern und Adressen ihrer Aufenthaltsorte beschafft. Nach Niederlagen musste sie zudem Vergewaltigungs- und Morddrohungen gegen sich und ihre Familie verkraften – teils sogar dann, wenn sie gewinnt und jemand auf die Gegnerin gesetzt hatte. Gegenüber
Die Zeit, einer deutschen Zeitung, sagte sie, dass sie gemeinsam mit der WTA entsprechende Personen erfasse und von Turnieren fernhalte. Das Beunruhigende sei jedoch, wie sie einräumte, dass „Sicherheitsmaßnahmen ihre Grenzen haben“ – ein deutliches Zeichen dafür, womit Spielerinnen wie sie konfrontiert sind.
„Ich hatte es zuletzt mit Stalkern zu tun, die an die Adressen von Trainingsstätten, Hotels und sogar an meine Zimmernummern gekommen sind“, sagte sie. „Sie waren offenbar von mir besessen. Das hat jede Grenze überschritten.“