Für Angelique Kerber ist der Porsche Tennis Grand Prix das erste Turnier in Deutschland nach der Geburt ihrer Tochter Liana. Zuvor spielt sie mit dem Porsche Team Deutschland noch im Billie Jean King Cup in Brasilien. Im Interview mit dem Porsche Newsroom spricht die Porsche-Markenbotschafterin über ihr Comeback, die Herausforderungen als Mutter auf der Tennistour und die Vorfreude auf die Rückkehr in die Porsche-Arena.
Angelique, wie sehr freuen Sie sich auf den Porsche Tennis Grand Prix?
„Der
Porsche Tennis Grand Prix hat ein ganz spezielles Flair. Das habe ich
im vergangenen Jahr sehr vermisst. Ich verbinde sehr viele schöne
Erinnerungen mit dem Turnier und freue mich darauf, zurückzukommen und
vor den tollen Zuschauern in der Porsche-Arena mein bestes Tennis zu
zeigen.“
Welchen Stellenwert hat dieses Turnier für Sie? Was haben Sie am meisten vermisst?
„Die
Woche in Stuttgart war für mich immer eine der wichtigsten des Jahres.
Vermisst habe ich vor allem dieses Gefühl, in der vollbesetzten
Porsche-Arena auf dem Platz zu stehen und die super Stimmung
aufzusaugen. Ich habe das Turnier vor dem Fernseher verfolgt, doch das
war natürlich kein Ersatz. Dass ich dieses Turnier so mag, liegt
natürlich auch an meinem langjährigen Partner Porsche, der immer an
meiner Seite war, egal wie es auf dem Platz lief. Das ist eine tolle
Partnerschaft.“
In diesem Jahr kommen neun
Top-10-Spielerinnen und Sie sind eine von insgesamt neun
Grand-Slam-Siegerinnen. Was gefällt den Spielerinnen so in Stuttgart?
„Das
Porsche Tennis Grand Prix wurde von den Spielerinnen nicht umsonst so
oft zum beliebtesten Turnier des Jahres gewählt. Sie fühlen sich einfach
wohl in Stuttgart und finden dort Bedingungen vor, unter denen sie ihre
beste Leistung zeigen können. Darauf kommt es ihnen in erster Linie an.
Die Organisation ist perfekt. Außerdem bietet das Turnier zum Start der
Sandplatzsaison eine gute Möglichkeit, sich auf die French Open
vorzubereiten. Eine ganz spezielle Motivation ist auch der Porsche, den
die Siegerin gewinnen kann. Der Sportwagen lockt viele Spielerinnen nach
Stuttgart.“
Am Wochenende, an dem das Turnier beginnt, spielen Sie mit
dem Porsche Team Deutschland im Billie Jean King Cup in Brasilien. Wie
wichtig ist das für Sie?
„Ich freue mich darauf, ins Team
zurückzukehren und wieder für Deutschland zu spielen. Für mich ist das
eine große Ehre. Wir stehen vor einer schwierigen Aufgabe gegen
Brasilien. Doch ich hoffe, dass ich dem Team mit meiner Erfahrung helfen
kann, auf und neben dem Platz.“
Gespielt wird in São Paulo, zwölf Flugstunden entfernt.
Mussten Sie angesichts der Reisestrapazen nicht zweimal überlegen, ob
Sie sich das antun wollen?
„Was die Reisestrapazen
betrifft, ist Brasilien sicherlich kein Glückslos für uns. Doch wir
müssen das positiv sehen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Die
eigentliche Herausforderung ist, danach zwölf Stunden zurückzufliegen
und einen oder zwei Tage später schon wieder beim Porsche Tennis Grand
Prix auf dem Platz zu stehen. Das wird schwierig mit der Zeitumstellung
und dem Jetlag. Aber wer weiß: Vielleicht habe ich in São Paulo ein,
zwei gute Matches auf Sand und komme dadurch mit einem noch besseren
Gefühl nach Stuttgart.”
Sie sind Anfang des Jahres in Australien auf die große
Tennis-Bühne zurückgekehrt. Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihrem
Comeback?
„Mir war vor diesem Schritt natürlich klar, dass ich Geduld haben
muss und einige Zeit brauchen werde nach dieser langen Pause. Doch ich
bin ganz zufrieden. Es läuft von Tag zu Tag besser.“
Zum Saisonauftakt haben Sie mit dem Team Deutschland den
United Cup gewonnen, danach einige Matches verloren. Haben Sie in dieser
Zeit besonderen Druck gespürt?
„Nein. Ich mache mir
keinen Druck mehr. Ich liebe Tennis. Mein Herz hängt an diesem Sport.
Ich liebe das Gefühl, auf dem Platz zu stehen und die Emotionen der Fans
zu genießen. Das gibt mir Kraft, deshalb bin ich zurückgekommen. Doch
es interessiert mich nicht mehr, was die Leute von mir erwarten. Diese
Zeit ist vorbei. Ich wusste, dass ich einige Matches brauche würde. In
Indian Wells habe ich dann gesehen, dass alles in die richtige Richtung
geht. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben und macht mich zuversichtlich
für die Zukunft.“
Wie schwierig war es, sich die nötige Zeit zu geben und geduldig zu bleiben?
„Geduld
ist nicht gerade eine meiner Stärken. Doch ich wusste, dass es einige
Zeit dauern würde, wieder richtig gut zu spielen und mein altes Level zu
erreichen. Ich liebe Tennis nach wie vor, doch bin ich nun in erster
Linie Mutter, mit ganzem Herzen und großer Freude. Da gibt es eine
kleine Person in meinem Leben, die ist viel wichtiger als Tennis. Das
macht es einfacher, geduldig zu sein.“
Wie ist es, mit der kleinen Liana durch die Welt zu reisen?
„Ich
bin sehr dankbar, dass sie das alles so gut hinbekommt mit den Flügen,
der Zeitumstellung und dem Klima. Das macht sie wirklich sehr gut mit.
Als Mutter auf der Tour muss man aber auch sehr flexibel und spontan
sein, da kann man nicht alles Wochen vorausplanen. Man kann immer nur
von Tag zu Tag schauen, muss jeden Tag neu organisieren.“
In Indian Wells erreichten Sie mit drei Siegen gegen absolute
Topspielerinnen das Achtelfinale. Warum lief es da plötzlich so gut?
„Da
hat einfach alles gepasst. Wie schon gesagt: Nach einer so langen Pause
braucht man Zeit und Geduld. Mir war klar, wenn ich hart arbeite,
kommen irgendwann auch die Erfolge. In Indian Wells war dieser Moment
da. Da habe ich gesehen, dass ich auf dem richtigen Weg bin, dass ich
schon wieder auch Topspielerinnen schlagen kann. Das hat mir sehr viel
Selbstvertrauen gegeben.“
Das Porsche-Magazin „Christophorus“ hat Sie für seine
aktuelle Ausgabe in Ihrer Tennis-Akademie in Polen besucht, wo viele
Kinder und Jugendliche trainieren. Wie wichtig ist die Akademie für Sie?
„In
meiner Akademie biete ich Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit,
Tennis zu spielen. Es ist immer wieder eine bewegende Erfahrung, ihnen
zuzuschauen. Das erinnert mich an die Anfänge meiner Karriere. Mir ist
es wichtig, mit der Akademie meinem Sport etwas zurückzugeben und die
vielen Erfahrungen, die ich in meiner Karriere machen durfte, mit
Kindern und Jugendlichen zu teilen. Wann immer ich selbst dort
trainiere, nehme ich mir die Zeit, ihnen zuzuschauen und ihnen den einen
oder anderen Tipp zu geben. Das bereitet mir sehr viel Freude.“