Alle paar Jahre wird Produzenten im Sport langweilig, und sie holen eine schlechte Idee wieder hervor. Diesmal ist es der „
Battle of the Sexes“, neu verpackt für eine Ära, die Empörung höher bewertet als Substanz. Im Mittelpunkt:
Nick Kyrgios und
Aryna Sabalenka, zwei Ausnahmesportler, die nun als Figuren in einem Spektakel dienen, das mehr Klicks als Gedanken provozieren soll.
Seien wir ehrlich: Bei diesem Event geht es nicht um Tennis. Es geht nicht um Gleichberechtigung. Es ist keine Hommage an
Billie Jean King. Es ist eine Zirkusnummer – aufgebaut auf Konflikt, konstruiert für Aufmerksamkeit und vermarktet mit der Feinfühligkeit einer Reality-TV-Reunion.
Das Tennis wird miserabel
Selbst wenn man die kulturelle Schieflage ausblendet, droht das tatsächliche Tennis zur Qual zu werden.
Sabalenka gehört zu den kraftvollsten Spielerinnen der Tour, aber Physik bleibt Physik. Sie wird körperlich unterlegen sein, selbst wenn der Gegner – wie Kyrgios – längst nicht mehr dem ATP-Alltag standhält. Und klar ist: Kyrgios verfügt nicht mehr über die mentale, emotionale oder physische Basis, um heute oder jemals wieder reguläres Herrentennis zu bestreiten. Er kann noch immer in kurzen Phasen brillieren – das konnte er immer –, doch die dauerhafte, höchste Belastung der ATP ist Geschichte. Diese Exhibition ist der einzige Rahmen, in dem er noch so tun kann, als wäre es anders.
Übrig bleibt ein grundsätzlich unausgeglichenes Duell zwischen einer Spielerin, die in ein Kraftgefälle gezwungen wird, und einem Spieler, dessen Körper und Karriere dem echten Sport nicht mehr gewachsen sind. Das ist kein Tennis. Das ist Theater – und kein gutes.
Das Kyrgios-Problem: Aufmerksamkeit als Treibstoff
Nick Kyrgios war stets ein Virtuose der Volatilität. Sein Talent ist unbestreitbar. Seine Beziehung zur Aufmerksamkeit noch mehr. Er lebt von Spektakel, Provokation, dem ständigen Summen öffentlicher Reaktionen. Manchmal macht ihn das faszinierend. Häufiger macht es ihn anstrengend.
In diesem Match wird er wohl die Punkte holen. Aber Punkte zu gewinnen heißt nicht, bei etwas Bedeutsamem zu gewinnen. Je stärker das Rampenlicht die schlechtesten Anreize seines öffentlichen Ichs nährt, desto tiefer rutscht er in die Karikatur, auf der dieses Event aufbaut. Das Match füttert ihn mit Aufmerksamkeit, und genau diese Aufmerksamkeit hält ihn in einer tragischen Schleife: Je lauter der Lärm, desto mehr wird er zu dessen Gefangenen.
Das Sabalenka-Problem: Die falsche Rolle zum falschen Zeitpunkt
Sabalenka ist eine herausragende Athletin, die es verdient, über ihr Spiel definiert zu werden. Stattdessen degradiert dieses Event sie zur Requisite in einer Mann-gegen-Frau-Nummer, die seit Jahrzehnten ausrangiert gehört.
Sie tritt nicht an, um das Damentennis zu stärken. Sie tritt an, um eine Storyline zu bedienen, die jemand im Marketing als „viral“ eingestuft hat. Mit ihrer Zusage stützt sie ein Spektakel, das die Legitimität der Sportart, die sie repräsentiert, untergräbt.
Keine Frau profitiert von diesem Duell. Nicht Sabalenka, nicht die WTA und nicht die nächste Generation, die sich nicht länger das müde Klischee gefallen lassen sollte, Damentennis sei nur spannend im Vergleich mit Männern.
Rückfall in eine Zeit, die wir nicht wiederbeleben sollten
Billie Jean Kings Sieg über Bobby Riggs 1973 hatte Bedeutung. Er veränderte Kultur. Frauen kämpften um Anerkennung. Der Moment hatte Ziel und Wirkung.
Heute ist das Damentennis die am erfolgreichsten vermarktete Frauensportart der Welt. Es zieht eigenständig große Zuschauer an. Es hat Stars, Breite, Geld und Glaubwürdigkeit. Es zurück in eine Kirmesshow zu zerren, die implizit suggeriert, sein Wert müsse noch immer gegen männliche Gegner bewiesen werden, ist beleidigend.
Das ist kein Fortschritt. Das ist Rückschritt mit Sponsorenpaket.
Wir belohnen das Falsche
Im Zentrum dieser Farce steht eine einfache Wahrheit: Das gesamte Konstrukt basiert auf der Idee, dass genug konstruierte Empörung Quote bringt. Es ist Sport-Entertainment in seiner billigsten Form. Es verwechselt Lärm mit Relevanz, Hitze mit Inhalt und Spektakel mit Wert.
Die Spieler kassieren ihre Gagen. Die Promoter ihre Klicks. Kyrgios seine Aufmerksamkeit. Sabalenka wird in jemand anderes Erzählung hineingezogen.
Alle bekommen etwas – außer der Sport selbst.
Die einzig vernünftige Reaktion: nicht einschalten
Tennis verdient Besseres. Fans verdienen Besseres. Und kulturell verdienen wir Besseres als ein weiteres künstlich erzeugtes Geschlechterduell, das davon ablenken soll, dass das Tennis nicht gut sein wird, die Dynamik ungesund bleibt und die Botschaft leer ist.
Kyrgios könnte das Match gewinnen. Sabalenka wird die Rolle spielen, die das Event ihr zuschreibt. Doch das Ganze bleibt eine Niederlage. Für den Sport. Für die Debatte. Für alle, die gehofft hatten, wir seien über diese Art Nebenschau hinausgewachsen.
Die einfachste Lösung ist die richtige:
Wegschauen. Es scheitern lassen. Tennis kommt voran, wenn wir aufhören, das zu belohnen, was es zurückhält.