ANALYSE Carlos Alcaraz: Weltklasse in fast allem – nur der Aufschlag bleibt seine Achillesferse

ATP
Donnerstag, 06 November 2025 um 6:45
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Es mag den Anschein haben, als sei Carlos Alcaraz auf dem Platz nahezu unschlagbar, wenn er in Bestform ist. Seine acht Titel und zehn Finalteilnahmen in dieser Saison unterstreichen das eindrucksvoll. Mit seinem vielseitigen Allround-Spiel kann der Spanier auf jedem Belag dominieren. Doch ein Aspekt seines Spiels bleibt weiterhin ausbaufähig: der Aufschlag.
Zwar gab es Phasen, in denen Alcaraz gerade beim Service überragte – etwa bei seiner Titelverteidigung in Queen’s, wo er auf dem Weg zum Titel kein einziges Break kassierte. In London war sein Aufschlag schlicht unantastbar: Im Finale servierte er 18 Asse gegen Jiří Lehečka – eine persönliche Bestleistung.
Die technische Weiterentwicklung seines Aufschlags ist etwas, an dem der 21-Jährige intensiv arbeitet, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Doch trotz sichtbarer Fortschritte bleibt in diesem Bereich noch Luft nach oben.

Alcaraz verliert an Konstanz beim ersten Aufschlag

In der Statistik der gewonnenen Punkte beim ersten Aufschlag liegt Alcaraz derzeit mit 74,04 % nur auf Platz 19 der ATP-Tour 2025 – überraschend niedrig für einen sechsfachen Grand-Slam-Champion, der in den meisten Kategorien zu den Besten zählt.
Offenbar war seine makellose Aufschlagleistung in Queen’s eher eine Ausnahme. Im Vergleich zu den anderen Spitzenspielern fehlt Alcaraz Konstanz und Präzision beim ersten Service. Seine Trefferquote schwankt, und oft verfehlt er das optimale Ziel im Feld, was seinen Gegnern ermöglicht, Druck aufzubauen. Fände er hier eine stabile Linie, wäre das eine bedrohliche Nachricht für seine Rivalen – allen voran für Jannik Sinner, der ihn in dieser Statistik derzeit klar übertrifft.

Sinner zeigt, wie es geht

Der Italiener Jannik Sinner belegt mit 79,09 % gewonnener Punkte beim ersten Aufschlag den dritten Platz – rund 5 Prozentpunkte mehr als Alcaraz. Diese beeindruckende Quote verdankt er der enormen technischen Verbesserung seines Aufschlags.
Das zeigte sich unter anderem in Wimbledon, wo Sinner den zweimaligen Titelverteidiger Alcaraz besiegte. Der 23-Jährige trifft die Linien konstanter, erzeugt mehr Power und zwingt seine Gegner so zu Fehlern beim Return. Wie Alcaraz hat auch Sinner intensiv an der Mechanik seines Aufschlags gearbeitet – doch im Moment zieht er den größeren Nutzen daraus.

Amerikanisches Duo an der Spitze

An der Spitze der Statistik stehen zwei Amerikaner: Taylor Fritz führt mit 79,71 % knapp vor Reilly Opelka (79,22 %). Beide verlassen sich stark auf ihren Aufschlag, was dazu führt, dass viele ihrer Matches über Tiebreaks entschieden werden.
Hinter Sinner rangiert Alexander Bublik mit 78,62 % auf Platz vier – ein weiterer Beweis für seinen Fortschritt in dieser Saison. Er liegt sogar vor Giovanni Mpetshi Perricard, der in Wimbledon mit einem 153 km/h schnellen Aufschlag gegen Fritz den stärksten Service des Turniers zeigte. Wie Opelka stützt auch der Franzose sein Spiel fast vollständig auf seinen Aufschlag, ohne die spielerische Vielseitigkeit der absoluten Topspieler zu erreichen.
Der 20-jährige Tscheche Jakub Menšík folgt mit 78,06 %, dicht gefolgt vom Paris-Masters-Finalisten Félix Auger-Aliassime, der derzeit eine hervorragende Form zeigt.
Die Top 10 werden komplettiert von Andrey Rublev (76,87 %), Novak Djokovic (76,55 %) und Daniil Medvedev (75,91 %) – alle klar vor Alcaraz, der als aktuelle Nummer zwei der Welt in dieser Statistik nur den 19. Platz belegt.
Diese Zahlen belegen, dass selbst ein Superstar wie Alcaraz noch Potenzial zur Verbesserung hat. Sollte er seinen Aufschlag auf das Niveau seiner Grundschläge heben, könnte er den Abstand zur Konkurrenz weiter vergrößern – und vielleicht schon 2026 die perfekte Version seines Spiels präsentieren.
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