Andrey Rublev hat offen gemacht, dass er im vergangenen Jahr nach einer unerwarteten Auftaktniederlage in Wimbledon unter schweren Depressionen und Angstattacken litt – bis hin zu Suizidgedanken.
Mentale Krise nach Wimbledon
Der Russe, einst die Nummer fünf der Welt, sucht wie viele Topspieler nach seiner alten Form. Die Qualifikation für das Tour-Finale in Turin verpasste er, insgesamt war es eine seiner schwierigsten Saisons. Gleichzeitig betonte Rublev, dass er zwar noch nicht dort sei, wo er hin wolle, aber endlich wieder Hoffnung schöpfe: Es sei nicht mehr so schlimm wie zuvor.
Im Gespräch mit The Guardian erklärte er, dass er nach dem Erstrunden-Aus in Wimbledon den Sinn im Leben verloren habe. Seine "inneren Dämonen" hätten ihn zerstört, statt ihn anzutreiben, und er habe mit der Einnahme von Antidepressiva gekämpft.
Verlust von Sinn und Perspektive
"Jetzt fühle ich mich viel besser. Ich bin noch nicht dort, wo ich sein möchte, aber ich habe endlich ein Fundament. Vor sechs Monaten habe ich die schlimmste Phase meines Lebens durchgemacht. Nach Wimbledon hatte ich keinen Grund mehr zu leben. Das klingt dramatisch, aber die Gedanken in meinem Kopf haben mich zerstört. Für Tennis war kein Platz mehr. Das Problem lag in mir – ich konnte es nicht mehr bewältigen", sagte Rublev.
Obwohl Rublev mehr als 23 Millionen Pfund an Preisgeld sowie 17 Titel gesammelt hat, war zuletzt sein Verhalten auf dem Platz häufiger Thema als seine Ergebnisse. Um aus dem mentalen Tief zu kommen, suchte er medizinische Hilfe. Den entscheidenden Anstoß aber gab offenbar sein neuer Coach: Marat Safin, der frühere Weltranglistenerste, der für sein Temperament bekannt ist, erwies sich als genau der richtige Unterstützer.
Erste Schritte aus dem Tief
Rublev sagt, dass er seither mit einer Psychologin bzw. einem Psychologen arbeitet und heute deutlich weiter sei als nach Wimbledon.
"Ich habe Antidepressiva genommen, aber sie haben mir nicht geholfen. Am Ende sagte ich mir: 'Ich nehme nichts mehr ein.' Safin hat mir geholfen, vieles zu verstehen. Ich habe begonnen, mit einer Psychologin oder einem Psychologen zu arbeiten. Ich lerne viel über mich selbst.
Du kannst alles im Leben haben, aber wenn es etwas in dir gibt, das du nicht sehen willst, wirst du niemals glücklich sein. Wenn du das Problem erkennst und akzeptierst, wird es besser."
Zwar gewann Rublev im Februar das Turnier in Doha, doch insgesamt war es für ihn kein erfolgreiches Jahr. Geld spielt dabei laut eigenen Aussagen keine Rolle – 2024 verdiente er 2,3 Millionen Pfund –, vielmehr geht es für ihn um Zufriedenheit. Sein letztes Match der Saison bestritt er in Paris, wo er im Achtelfinale Ben Shelton unterlag.