Nach ihrem Abschied bei den US Open 2025 hat
Caroline Garcia offen über ihre Entscheidung gesprochen, den Tennisschläger niederzulegen – und über die Lektionen, die sie in ihrer Karriere gelernt hat. In einem ehrlichen Gespräch mit Bryan Shelton, dem Vater und Trainer von Ben Shelton, gewährte die ehemalige Nummer 4 der Welt im Tennis Insider Club tiefe Einblicke in ihre Denkweise und die Herausforderungen, die ihren Weg geprägt haben.
Mut, Risiko und fehlende Alternativen
Garcia war bekannt für ihr kompromissloses Angriffstennis – ein Stil, der Fans faszinierte, Gegner jedoch zermürbte. Doch sie gibt zu, dass ihre einseitige Spielweise manchmal zur Falle wurde.
„Ich hätte in meinem Spiel mehr eine Option B haben sollen“, sagte sie. „Oft war mein Spiel so riskant, dass ich keine andere Möglichkeit hatte, wenn es nicht funktionierte. Ich glaube, ich habe Matches verloren, die ich hätte gewinnen können, wenn ich gelernt hätte, einfach nur den Ball im Spiel zu halten.“
Ihr aggressives Spiel war das Resultat jahrelanger Arbeit mit ihrem Vater Louis-Paul Garcia, der sie zu einer offensiven Spielerin formte. Doch dieses System ließ ihr wenig Spielraum für Anpassungen. „Mein Vater wollte, dass ich Winner schlage. Aber es gab Tage, an denen ich gestresst oder unsicher war – und dann konnte ich das nicht umsetzen. Ich wusste nicht, wie ich anders spielen sollte, um mich durchzukämpfen.“
Rückblick mit Reife und Selbstkritik
Im Rückblick zeigt sich Garcia selbstkritisch, aber ohne Bitterkeit. Ihr größtes Bedauern sei nicht das Verlieren einzelner Matches, sondern das Fehlen von Alternativen. „Es gab nur eine Art zu spielen. Vielleicht hätte ich, wenn ich mir mehr Zeit genommen hätte, etwas anderes gelernt – auch wenn ich es nur in ein paar Matches im Jahr gebraucht hätte. Diese Matches hätten vielleicht den Unterschied bei den Grand Slams ausgemacht.“
Ihre Worte zeigen Reife und Einsicht: „Ich glaube, mir hat jemand gefehlt, der mir beibringt, wie ich eine Option B finde – und mir das Vertrauen gibt, sie umzusetzen.“
Zwischen Druck, Erfolg und Befreiung
Garcia gewann in ihrer Karriere 11 WTA-Titel, darunter 2022 die WTA-Finals in Fort Worth, und erreichte mit Platz 4 ihr Karrierehoch. Doch der ständige Erwartungsdruck und die emotionale Belastung forderten ihren Tribut.
„Ich wollte immer perfekt sein“, sagte sie. „Aber Perfektion ist unmöglich – und der Versuch, sie zu erreichen, hat mich oft erschöpft.“
Ihr Rückzug markiert keinen Abschied in Bitterkeit, sondern einen bewussten Schritt in Richtung innerer Ruhe. Garcia verlässt den Sport mit der Erkenntnis, dass Erfolg nicht nur in Trophäen gemessen wird, sondern in der Fähigkeit, aus jeder Erfahrung zu lernen – auf und neben dem Platz.