Casper Ruud hat sich einmal mehr klar zum Thema Zeitplan im Profitennis geäußert – und reiht sich damit in die wachsende Zahl von Spielern ein, die das aktuelle System als zu belastend empfinden. Der Norweger sprach in einem Interview mit der spanischen Zeitung Punto de Break offen über die immer längeren Turniere, fehlende Erholungsphasen und eine generelle Fehlentwicklung im Tour-Kalender.
„Ich bin kein Fan dieser Verlängerung“
Ruud, der aktuell zu den beständigsten Spielern der Tour zählt, kritisierte insbesondere die Entscheidung, mehrere Masters-1000-Turniere auf zwei Wochen auszudehnen. Während diese Neuerung ursprünglich dazu gedacht war, den Veranstaltungen mehr mediale Reichweite und den Spielern höhere Preisgelder zu bieten, sieht Ruud darin eine Belastung.
„Ich persönlich bin kein Fan von dieser Verlängerung des Masters 1000“, sagte er. „Monte-Carlo und Paris zeigen perfekt, wie intensiv ein Masters-Event sein kann, wenn es nur eine Woche dauert. Als Fan finde ich das spannender, weil von Beginn an hochklassige Matches stattfinden. Natürlich verstehe ich die wirtschaftliche Seite – längere Turniere bringen mehr Geld und mehr Preisgelder – aber sportlich macht es für mich wenig Sinn.“
Weniger Pause, mehr Belastung
Ruud erklärte, dass die Verlängerung der Turniere vor allem eines bedeutet: mehr Zeit fern von zu Hause. „Ich habe beide Szenarien erlebt – ein Masters 1000 zu gewinnen oder in der ersten Runde auszuscheiden. In beiden Fällen fühlt es sich zu lang an“, sagte er. „Wenn man in der ersten Runde in Indian Wells verliert, muss man zwei Wochen in den USA bleiben, bevor man nach Miami reist. Das sind zwei Wochen mit Kosten für Unterkunft, Essen, Teamgehälter – ohne dabei wirklich zu spielen.“
Zwar würden Spieler am Jahresende finanzielle Boni erhalten, betonte Ruud, „aber dafür müssen wir erst einmal spielen und Punkte holen. Ich habe das Gefühl, dass die ATP und die Spieler in entgegengesetzte Richtungen gehen.“
Alcaraz und Djokovic hatten das Thema bereits angestoßen
Mit seinen Äußerungen schließt sich Ruud den jüngsten Aussagen von Carlos Alcaraz und Novak Djokovic an, die beide den immer dichteren Spielplan kritisiert hatten. Alcaraz warnte bereits Anfang des Jahres, der Kalender werde „die Spieler umbringen“, während Djokovic bemängelte, dass die Profis nicht „geschlossen genug“ agierten, um echte Veränderungen zu bewirken.
„Wir brauchen ein System, das langfristig Sinn ergibt“
Für Ruud ist klar: Wenn sich nichts ändert, wird die physische und mentale Belastung der Spieler weiter steigen. „Ich verstehe, dass die ATP wirtschaftlich denkt, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es am Ende um die Spieler geht“, sagte er. „Wenn man immer länger unterwegs ist, leidet nicht nur der Körper, sondern auch das Privatleben. Wir brauchen ein System, das langfristig Sinn ergibt – nicht eines, das uns irgendwann ausbrennt.“
Mit seinen Worten bringt Ruud die Frustration vieler Profis auf den Punkt – und gibt einer Debatte neuen Auftrieb, die in der Tenniswelt immer lauter wird: Wie viel kann der Körper wirklich aushalten, wenn die Saison fast elf Monate dauert?