Elena Rybakina holte sich gestern überraschend den Titel bei den
WTA Finals gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka mit 6:3, 7:6(0). Obwohl sie sich erst auf den letzten Drücker qualifiziert hatte, war sie in Riad für alle zu stark und zeigte phasenweise unwiderstehliches Tennis. Überschattet wurde der Triumph jedoch von ihrer Weigerung, sich mit WTA-CEO Portia Archer fürs Siegerfoto aufzustellen.
Die Kasachin schwebte phasenweise durch das Match gegen die viermalige Grand-Slam-Siegerin, setzte mühelos Aufschläge und Vorhände durch, an die Sabalenka nicht herankam. Das brachte ihr den ersten WTA-Finals-Triumph. Wenige hätten ihr den Titel zugetraut, doch sie lieferte im entscheidenden Moment.
Rybakina weist Archer zurück
Der sportlich hochbedeutsame Sieg war nur eines der Hauptthemen in Riad. Nach dem Match verweigerte Rybakina ein gemeinsames Foto mit Archer. Sie und ihr Team stehen bei der WTA seit der Suspendierung ihres Trainers Stefano Vukov nicht gut da. Auch nach dessen Rückkehr wirkt es, als hielte Rybakina gegenüber Archer und der WTA weiter Distanz.
Die 22-fache Grand-Slam-Doppelsiegerin Pam Shriver zeigte sich von Rybakinas Verhalten wenig beeindruckt und machte ihrem Unmut auf
X Luft. „Imagine winning more prize money in one tournament than the entire Original Nine over their collective careers, then dissing WTA CEO because the CEO has tried to ensure stronger safeguards in your sports… it’s hard to imagine,“ schrieb sie.
Der Beitrag stieß auf wenig Zustimmung. Stattdessen hagelte es Kritik und Widerspruch in den Kommentaren. „Pam, I would have expected better from you here. If you believe Rybakina, her coach was wrongly accused. If you don’t, then she’s reunited w/ a coach who’s abused her. Neither scenario lends itself to a good relationship w/ the WTA right now. She needs prayers, not scorn,“ hieß es in einer Antwort.
Nicht das erste Mal, dass Shriver sich äußert
Vukov war nach einer längeren Untersuchung zu seinem Verhalten gegenüber der Wimbledon-Siegerin von 2022 zunächst vorläufig suspendiert worden. Einen Monat später blieb der Kroate weiterhin gesperrt. In dieser Phase verlor Rybakina an Form, kämpfte mit ihrer Konstanz und mit Ergebnissen auf dem Platz.
Schon damals stand sie in der Kritik von Pam Shriver, die sich im Januar öffentlich zu dem Thema äußerte. „Es ist an der Zeit, dass unser gesamter Sport endlich gegen bekanntes Fehlverhalten und sektenähnliche Manipulationen von Spielerinnen aufsteht. Das ist eine sehr traurige Situation, und meine Gebete sind bei ER“, schrieb sie.
Rybakina reagierte bei den Australian Open 2025 deutlich auf die Vorwürfe. „Ich verstehe, dass eine der Trainerinnen, Pam Shriver, das gesagt hat. Ich kenne sie persönlich nicht – sie ist nie auf mich zugekommen, hat nie mit mir gesprochen, aber ich kenne ihre Geschichte“, erklärte Rybakina. „Das ist traurig, aber das bedeutet nicht, dass andere Spielerinnen dieselben Probleme haben. Da sie mich nicht kennt und ich sie nicht kenne, finde ich es nicht fair, solche Kommentare abzugeben – vor allem, wenn man aktive Trainerin, Kommentatorin und Journalistin ist.“
Im August wurde Vukovs Sperre aufgehoben, und er kehrte kurz vor den US Open als Coach von Rybakina zurück. Angesichts der damaligen Gerüchte sorgte das Comeback für einige verwunderte Blicke.
Seither ist das Verhältnis zwischen Rybakina samt Team und der WTA, einschließlich CEO Steve Archer, spürbar abgekühlt. Die WTA hatte die Untersuchung eingeleitet, die zu Vukovs Sperre führte. Nun ist er zurück – und Rybakina gewinnt wieder große Titel. Auf den Triumph in Ningbo folgte ein Halbfinale beim Pan Pacific Open. Anschließend zog sie sich zurück, um sich auf die WTA Finals zu konzentrieren, bei denen sie kein Match verlor und ihre Siegesserie auf elf Partien ausbaute.