Jasmine Paolini hat einen drohenden Punktabzug in der Weltrangliste abgewendet, nachdem sie ein Schlupfloch in den WTA-Regularien ausnutzte. Vor ihrer geplanten Teilnahme an den Pan Pacific Open in Tokio fand die Italienerin eine Möglichkeit, ihre Turnierverpflichtungen formal zu erfüllen – ein Vorteil, den Aryna Sabalenka und Iga Swiatek in dieser Saison nicht haben.
Strenge WTA-Vorgaben für Topspielerinnen
Auf dem WTA-Circuit müssen Spitzenspielerinnen im Laufe eines Jahres an 20 Turnieren teilnehmen: vier Grand Slams, zehn WTA-1000-Turniere und sechs WTA-500-Turniere. Wer sich für die WTA-Finals qualifiziert, kommt sogar auf 21 Turniere. Diese dichte Terminplanung stellt viele Spielerinnen gegen Saisonende vor große Herausforderungen.
Die WTA ahndet Verstöße gegen diese Verpflichtung mit Ranglistenstrafen. Wer die geforderte Anzahl nicht erreicht, verliert Punkte – konkret werden die niedrigsten Ergebnisse des Jahres aus der Wertung gestrichen. Dieses System traf in der Vergangenheit bereits Iga Swiatek hart, die dadurch vorübergehend ihre Nummer-eins-Position an Sabalenka verlor.
Paolinis geschickter Schachzug
Paolini, die in diesem Jahr zweimal ein Grand-Slam-Finale erreichte, fehlte kurz vor Saisonende noch ein WTA-500-Turnier, um die erforderlichen sechs Einsätze zu erfüllen. Eigentlich hätte sie in Tokio antreten sollen, doch ihr Halbfinale in Ningbo sicherte ihr bereits die Qualifikation für die WTA-Finals in Riad – eine Teilnahme in Japan war somit überflüssig.
Laut WTA-Regelwerk gilt jedoch ein Turnier als „gespielt“, wenn sich eine Spielerin nach der Auslosung aus medizinischen Gründen zurückzieht, aber die vorgeschriebenen Werbeaktivitäten in den ersten beiden Tagen absolviert. Genau das tat Paolini – und stellte damit sicher, dass die Pan Pacific Open in ihre Bilanz einfließen, ohne dass ihr Punkte verloren gehen.
Konkurrenz schaut in die Röhre
Sabalenka, Swiatek, Coco Gauff und Amanda Anisimova haben in dieser Saison nur an drei WTA-500-Turnieren teilgenommen, Madison Keys an vier. Für sie bedeutet das Punktabzüge – ein Nachteil, von dem Paolini profitiert.
Während ihre Rivalinnen in Riad um den Saisonabschluss kämpfen, hat Paolini bereits einen taktischen Sieg außerhalb des Platzes errungen. Ihr erstes Match bei den WTA-Finals bestreitet sie morgen gegen Sabalenka – mit gestärktem Selbstvertrauen und einem clever genutzten Regelvorteil im Rücken.