Im kommenden Jahr wird die Gruppenphase im 
Davis Cup wieder durch eine klassische Runde mit Heim- oder Auswärtsspiel ersetzt. Dem deutschen Teamchef Michael Kohlmann gefällt das.
Michael Kohlmann scheint sich Stück für Stück mit dem Format des 
Davis Cup zu arrangieren. Nach Jahren der Kritik schlug der 
Tennis-Bundestrainer am Rande des Finalturniers von Malaga nun 
versöhnliche Töne an. Vor allem die Anpassung der Wettbewerbe im Vorfeld
 der Endrunde begrüßte der 50-Jährige.
"Ich glaube, dass dieses 
Format mit den Heim- und Auswärtsspielen das ist, worauf wir uns 
einstellen müssen. Und das ist auch ok. Wenn wir jetzt im Februar oder 
im September zu Hause spielen, dann ist das sicher eine positive 
Änderung", sagte Kohlmann. Deutschland hatte sich in dieser Saison noch 
in einer Vierergruppe für die Endrunde qualifizieren müssen. Die Spiele 
gegen die Slowakei, Chile und die USA fanden im September vor sehr 
überschaubarer und stimmungsarmer Kulisse in China statt.
Mischung aus Tradition und Innovation
Diese
 heftig kritisierte Gruppenphase im Anschluss an die Qualifikation im 
Frühjahr, welche bereits in der Vergangenheit als Einzelduell zweier 
Teams ausgespielt worden war, soll es künftig nicht mehr geben. Der 
Weltverband 
ITF kehrt auch auf Druck der Spieler und Verantwortlichen 
zum "Heim/Auswärtsspiel-Modus" zurück. "Wir wollten immer die Balance 
zwischen der Tradition des Davis Cup und der Innovationen aus den Finals
 halten", sagte ITF-Präsident David Haggerty am Sonntag in Malaga.
Mit dem Finalturnier in der andalusischen Küstenstadt zeigten sich 
die Verantwortlichen wenig überraschend zufrieden - doch auch Kohlmann 
hat an der Art und Weise, wie der Sieger des Traditionswettbewerbs 
gekürt wird, wenig auszusetzen. "Ich denke, wenn das Finalturnier in der
 Nähe der 
ATP Finals stattfindet, dann ist es auch immer mit einer guten
 Besetzung. Die Fans haben gezeigt, dass das Interesse da ist und es war
 auch sportlich immer relativ spannend."
Sinner, Alcaraz am Start - Zverev nicht
In
 der Tat hatten sich sowohl der Weltranglistenerste 
Jannik Sinner als 
auch Spaniens Topstar 
Carlos Alcaraz das Event wenige Tage nach 
Abschluss der ATP Finals in Turin nicht entgehen lassen. Der 
Weltranglistenzweite 
Alexander Zverev aber verzichtete zum Leidwesen der
 deutschen Mannschaft nach einer extrem langen Saison auf eine 
Teilnahme. Immer wieder kommt es im Laufe der Davis Cup-Saison aufgrund 
des eng getakteten ATP-Kalenders zu Absagen.
Wo die Finals im 
kommenden Jahr stattfinden, ließ Haggerty vorerst offen. Es gebe mehrere
 "großartige Bewerbungen", sagte der ITF-Boss.
Das deutsche Motto: Unabhängiger von der Zverev-Abhängigkeit
Für Deutschland blieb beim Davis Cup-Finale in Malaga nur die Rolle des Zuschaurers. Bundestrainer Michael Kohlmann aber schaut zuversichtlich nach vorne.
Während Deutschlands Tennisstar Alexander Zverev beim Spikeball am 
Strand seinen wohlverdienten Aktiv-Urlaub auf den Malediven genoss, 
musste Michael Kohlmann im fernen Malaga den Frust bewältigen. 
"Natürlich" überwiege die Enttäuschung, sagte der Bundestrainer nach der
 Niederlage gegen die Niederlande im Davis Cup-Halbfinale. Immerhin 
hatte seine Auswahl auch ohne Zverev die "große Chance", gegen einen 
Gegner auf Augenhöhe "etwas Außergewöhnliches zu erreichen", betonte der
 Teamchef.
Kohlmann: “Im Kreis der großen Mannschaften”
Und
 trotzdem wollte Kohlmann zum Jahresabschluss das Positive in den Fokus 
rücken: "Wir haben wieder gezeigt, dass wir im Kreis der großen 
Mannschaften mitspielen", sagte er.
Das deutsche Team mit der 
Nummer eins 
Jan-Lennard Struff und einem außergewöhnlich starken Doppel 
hinterließ in Malaga in der Tat einen ordentlichen Eindruck. Zur 
Wahrheit gehört aber auch: Was fehlte, um ganz oben anzugreifen und als 
klarer Mitfavorit aufzutreten, war die Präsenz eines Weltklassespielers 
im Einzel. Ein Spieler, über den die Tennisnation bekanntermaßen 
verfügt.
Alexander Zverev bleibt die große Unbekannte
Und 
so stellt sich unweigerlich die Frage: Was wäre drin gewesen mit Zverev,
 der nach einer extrem zehrenden Saison auf seine Teilname am 
Finalturnier verzichtete? "Müßig" sei es darüber zu diskutieren, hatte 
Kohlmann vor Turnierbeginn gesagt: "Aber es würde natürlich nochmal 
einen Unterschied machen, wenn man die Nummer zwei der Welt in seinen 
Reihen hätte."
Vor allem beim bestehenden Modus der Endrunde. Der wird Deutschland 
auch in den kommenden Jahren in die Karten spielen. Lediglich zwei 
Match-Gewinne sind nötig für den Sieg - und das DTB-Team verfügt mit 
Kevin Krawietz und 
Tim Puetz über ein Spezialisten-Duo, das in jedes 
mögliche Entscheidungsdoppel favorisiert gehen würde. Wenn es denn, 
anders als in diesem Jahr, seine Chance bekommt. Beim 2:0 im 
Viertelfinale gegen Kanada und beim 0:2 im Halbfinale gegen die 
Niederlande schauten die ATP-Champions tatenlos zu.
Vielleicht 
also liegt der Schlüssel zum ersten deutschen Titel seit 1993 für 
Kohlmann in den kommenden Jahren darin, Zverev nach einer langen Saison 
für das Nationen-Event zu begeistern. Und gleichzeitig den Teamgeist zu 
bewahren, den Kohlmanns Auswahl in den vergangenen Jahren kultiviert 
hat.
Kein Limit für die deutsche Mannschaft
Nach einem 
guten Davis Cup-Jahr mit konstanten Leistungen in den Quali-Matches, 
nach einem überzeugenden Sieg zum Start in die Endrunde gegen Kanada, 
verpasste das DTB-Team in Malaga tatsächlich nur die Krönung. Der erste 
Einzug ins Finale seit 31 Jahren blieb Deutschland verwehrt. Weil Daniel
 Altmaier und Struff gegen die Niederlande jeweils knapp ihr Einzel 
verloren.
Die Hoffnung darauf, bald mal wieder um das über 100 
Kilogramm schwere Monstrum namens Davis Cup spielen zu können, sie lebt 
beim DTB-Team trotzdem weiter. Ob mit oder ohne Zverev. "Das Jahr hat 
uns gezeigt, dass wir gut sind. Wir hatten eine Chance aufs Finale", 
sagte Kohlmann: "Dass wir dort nicht Favorit gewesen wären, ist klar, 
aber ein Limit sehe ich für uns jetzt nicht."