Höhere Preisgelder führten laut Andrea Petkovic zu mehr Einsamkeit auf der Tour

Tennis News
Samstag, 03 Mai 2025 um 18:50
Andrea Petkovic

Andrea Petkovic warnt vor wachsender Einsamkeit im Profitennis: "Die Leute, die du bezahlst, sind nicht deine Freunde"

Die ehemalige Weltklassespielerin Andrea Petkovic hat in einem nachdenklichen Statement auf die Schattenseite des gestiegenen Preisgeldniveaus im Profitennis hingewiesen. In einem Interview sprach die frühere Top-10-Athletin offen über die soziale Isolation, die durch den zunehmenden Trend zu großen, professionell organisierten Entouragen auf der Tour entstehen kann.
„Der Anstieg der Preisgelder hat leider auch eine Kehrseite“, erklärte Petkovic, einst Halbfinalistin bei den French Open. „Früher reisten wir in Gruppen, teilten uns Trainer, schliefen zu dritt in einem Zimmer, um Geld zu sparen, stibitzten Schinken und Käse vom Frühstücksbuffet – und dabei entstanden echte, tiefe Freundschaften.“
Die heutige Realität auf der Tour sieht laut Petkovic ganz anders aus: Spielerinnen und Spieler umgeben sich zunehmend mit einem festen Team aus persönlichen Trainern, Physiotherapeuten, Kinesiologen, Sportpsychologen und anderen Spezialisten – oft vier bis fünf Personen stark. Diese Entwicklung führe, so Petkovic, paradoxerweise zu mehr Einsamkeit.
„Die Menschen, die du bezahlst, sind nicht deine Freunde. Ich wiederhole: Die Menschen, die du bezahlst, sind nicht deine Freunde“, betonte die gebürtige Darmstädterin. „Solange es ein Abhängigkeitsverhältnis gibt, das auf Bezahlung basiert, fehlt die notwendige Gleichheit, die eine echte Freundschaft voraussetzt. Und ohne Gleichheit gibt es keine wahre Freundschaft.“
Petkovic kritisierte, dass professionelle Teams zunehmend jene soziale Nähe ersetzen, die früher durch geteilte Erlebnisse unter Kolleginnen und Kollegen entstand. „Wenn jemand ständig von Leuten umgeben ist, die von ihm abhängig sind, bleibt kaum Raum für aufrichtige, unverstellte Beziehungen – zumal niemand offen widersprechen möchte, wenn er für seine Ehrlichkeit um seinen Job fürchten muss.“
Obwohl Stars wie Carlos Alcaraz oder Aryna Sabalenka öffentlich betonen, enge und vertrauensvolle Verhältnisse zu ihren Teams zu pflegen, stellt Petkovic klar: Emotionale Nähe könne professionelles Gefüge nicht ersetzen. Ihre Worte werfen einen kritischen Blick auf das moderne Tourleben – und erinnern an den zwischenmenschlichen Preis, den sportlicher und finanzieller Erfolg mitunter fordern kann.
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