Björn Borg war mehr als nur ein Tennisspieler – er war ein globales Phänomen. Der Schwede löste in den 1970er Jahren eine nie dagewesene Fan-Hysterie aus, dominierte den Sport mit kühler Präzision und verabschiedete sich mit nur 26 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Aufstieg eines Ausnahmetalents
Geboren am 6. Juni 1956 in Stockholm, entdeckte Borg seine Leidenschaft für Tennis, als ihm sein Vater einen Schläger schenkte. 1972 gewann er den Juniorentitel in Wimbledon und wurde ein Jahr später Profi. Mit seinem ruhigen Temperament und eisernen Fokus wurde er bald zu einer nationalen Ikone. Unter Trainer Lennart Bergelin gewann er 1974 in Auckland seinen ersten Titel – der Beginn einer Ära. Im selben Jahr holte er seinen ersten French-Open-Sieg, nachdem er im Finale gegen Manuel Orantes ein episches Comeback gefeiert hatte.
Der Aufstieg zum Superstar
Zwischen 1974 und 1981 gewann Borg 66 Einzeltitel, darunter 11 Grand Slams. Seine Spezialität: die Kombination aus geduldigem Grundlinienspiel, außergewöhnlicher Fitness und mentaler Stärke. Besonders auf Sand war er nahezu unschlagbar – in Roland Garros gewann er sechs Titel und erzielte eine unglaubliche Siegquote von über 96 %.
1976 folgte der erste Wimbledon-Titel, 1978 gelang ihm als erstem Spieler der „Channel Slam“ – der Sieg bei den French Open und Wimbledon im selben Jahr. Diesen Doppelerfolg wiederholte er 1979 und 1980 – bis heute einmalig in der Open Era.
Borg vs. McEnroe – Die Rivalität, die Tennis veränderte
Das Finale von Wimbledon 1980 gegen
John McEnroe gilt als eines der größten Matches aller Zeiten. Nach einem legendären Tiebreak (18:16 für McEnroe) blieb Borg eiskalt und gewann den fünften Satz mit 8:6 – sein fünfter Wimbledon-Triumph in Folge. Ihr Duell war mehr als Sport: Es war das Aufeinandertreffen von Eiseskälte gegen Feuer, von Kontrolle gegen Chaos.
Der Rücktritt mit 26 – und das Leben danach
1981 gewann Borg seinen vierten French-Open-Titel in Folge, verlor aber die Finals von Wimbledon und den US Open gegen McEnroe. Kurz darauf zog er sich überraschend zurück. Der Druck, die Medien und die „Borgmania“ – mit Szenen, die an die Beatlemania erinnerten – hatten ihren Tribut gefordert.
Er kehrte kurzzeitig in den 1990er Jahren zurück, spielte jedoch erfolglos mit einem Holzschläger gegen jüngere Gegner, die längst moderne Graphitschläger nutzten.
Erfolge, Rekorde und Vermächtnis
Borg beendete seine Karriere mit einer Bilanz, die bis heute beeindruckt:
- 11 Grand-Slam-Titel aus 16 Finals
- 6 French-Open- und 5 Wimbledon-Titel
- 109 Wochen Weltranglistenerster
- 49 Siege in Folge (Open-Era-Rekord)
- 131 „Bagel“-Sätze (6:0) – mehr als jeder andere Spieler
Er führte Schweden 1975 zum Davis-Cup-Sieg und gewann dort beide Einzel im Finale.
Nach der Karriere und persönliches Leben
Nach dem Rückzug führte Borg ein zurückgezogenes Leben. Er war dreimal verheiratet – aktuell mit Patricia Ostfeld – und hat zwei Söhne, darunter Leo Borg, der selbst Tennisprofi wurde. 1987 wurde er in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen.
Als Kapitän des europäischen Teams beim Laver Cup (2017–2024) traf er erneut auf seinen alten Rivalen McEnroe – diesmal als Teamchef. Borgs Team gewann die ersten vier Ausgaben des Wettbewerbs.
Krankheit und Vermächtnis
2024 offenbarte Borg in seiner Autobiografie, dass er an einer aggressiven Form von Prostatakrebs erkrankt war, sich aber in Remission befindet.
Trotz seiner kurzen Karriere gilt Björn Borg als einer der zehn größten Tennisspieler aller Zeiten – ein Pionier, der die moderne Ära des Sports prägte. Seine stoische Ruhe, sein athletischer Stil und seine ikonische Präsenz machten ihn zum ersten Rockstar des Tennissports – und seine „Greatest Hits“ werden für immer unvergessen bleiben.