Jessica Pegula befindet sich in der Form ihres Lebens – und macht nun Jagd auf die Nummer zwei der Weltrangliste, Iga Swiatek. Nach ihrem jüngsten Titelgewinn bei den WTA 500 Charleston Open hat die US-Amerikanerin ihren Vorsprung auf die Verfolgerin Aryna Sabalenka weiter ausgebaut – und den Rückstand auf Swiatek deutlich verringert. Die Polin wiederum steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe: In den kommenden Wochen muss sie eine nahezu perfekte Sandplatzsaison aus dem Vorjahr verteidigen – und hat kaum Möglichkeiten, ihr Punktepolster auszubauen.
Mit Stand vom 7. April weist Swiatek 7.470 Punkte auf, Pegula steht bei 6.101 Zählern – ein Abstand von 1.369 Punkten. Betrachtet man jedoch die kommenden Monate, wird deutlich: Pegula hat Rückenwind, Swiatek steht unter Druck.
Die fünfmalige Grand Slam-Siegerin Swiatek dominierte die Sandplatzsaison 2024 nahezu nach Belieben. Sie holte die Titel bei den Madrid Open und den Italian Open (beide WTA 1000), ehe sie zum vierten Mal die French Open gewann. Insgesamt sammelte sie dabei 4.195 von maximal möglichen 4.500 Punkten – eine unglaubliche Bilanz von 21:1 Matches (42:5 Sätze) auf Sand. Ihre einzige Niederlage erlitt sie im Halbfinale von Stuttgart gegen Elena Rybakina, anschließend startete sie eine Siegesserie von 19 Matches.
Doch genau diese Dominanz wird nun zum Problem: Da Swiatek fast alle verfügbaren Punkte bereits geholt hat, kann sie im laufenden Jahr nur schwerlich weitere sammeln – während Pegula von einer völlig anderen Ausgangslage profitiert. Die Amerikanerin verpasste 2024 verletzungsbedingt fast die gesamte Sandplatzsaison – abgesehen von Charleston –, hat also in den kommenden Turnieren keine Punkte zu verteidigen.
Pegula hat in den vergangenen zwölf Monaten vier Titel geholt und stand vier weitere Male im Finale. In Charleston triumphierte sie nun erstmals auch auf Sand – ein psychologischer und sportlicher Befreiungsschlag. Sollte sie ihren Formhoch behalten, stehen ihr in den kommenden Wochen enorme Chancen offen: Neben dem WTA 500-Turnier in Stuttgart kann sie bei zwei WTA 1000-Events sowie den French Open in Roland Garros um bis zu 2.000 Punkte kämpfen – ohne dass sie dabei Zähler verlieren kann.
Zu Jahresbeginn trennte Swiatek und Pegula ein Abstand von über 3.200 Punkten. Dieser hat sich mittlerweile auf unter 1.400 fast halbiert. Und während Swiatek kaum Spielraum zum Ausbau ihrer Position hat, könnte Pegula mit starken Ergebnissen in Europa erstmals in ihrer Karriere zur Weltranglistenzweiten aufsteigen – und Swiatek aus den Top 2 verdrängen. Letzteres wäre ein Novum seit April 2022.
Die Jagd ist eröffnet.