Russische Politiker reagieren auf Kasatkinas schockierenden Wechsel der Staatsbürgerschaft: „Sie wird in Australien wahrscheinlich besser dran sein“

WTA
Sonntag, 30 März 2025 um 20:30
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Daria Kasatkina wechselt Staatsbürgerschaft: Ein Paukenschlag in der Tenniswelt

Die Tenniswelt steht Kopf: Daria Kasatkina hat sich entschieden, ihre russische Staatsbürgerschaft aufzugeben und fortan für Australien anzutreten. Die Reaktionen auf diesen Schritt reichen weit über den Sport hinaus, denn auch die russischen Behörden nehmen die Entscheidung einer der profiliertesten Spielerinnen der vergangenen Jahre nicht kommentarlos hin.

Als Nummer 12 der Weltrangliste war Kasatkina 2024 lange die höchstplatzierte russische Spielerin, eine Spitzenposition, die sie in den letzten Jahren mehrfach innehatte. Erst 2025 wurde sie von Mirra Andreeva überholt, nachdem diese mit Turniersiegen in Dubai und Indian Wells auf sich aufmerksam gemacht hatte. Nun ist Kasatkina als frischgebackene australische Staatsbürgerin die bestplatzierte Spielerin des Landes und wird Australien beim Billie Jean King Cup vertreten.

Ein mutiger Schritt mit weitreichenden Folgen

Der Nationalitätswechsel der 26-Jährigen kommt überraschend, doch er folgt einer klaren Entwicklung. Aufgrund des anhaltenden Krieges zwischen Russland und der Ukraine sind russische und belarussische Teams weiterhin von Wettbewerben wie dem Davis Cup und dem Billie Jean King Cup ausgeschlossen. Auch bei den Olympischen Spielen durften sie lediglich unter neutraler Flagge antreten.

"Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht", erklärte Kasatkina. "Ich möchte meiner Familie, meinen Trainern und allen danken, die mich auf meinem bisherigen Weg unterstützt haben."

Kasatkina hat sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zur russischen Regierung geäußert und gehört zu den wenigen russischen Sportlerinnen, die sich offen gegen die Politik ihres Heimatlandes positionieren. Sie hatte die Maßnahmen der Regierung scharf kritisiert und als "Albtraum" bezeichnet. Zudem sprach sie sich gegen die Anti-LGBTQ+-Gesetze Russlands aus, nachdem sie ihre Beziehung zur Eiskunstläuferin Nataliia Zabiiako öffentlich gemacht hatte.

Aufgrund ihrer Haltung hat Kasatkina Russland in den vergangenen Jahren gemieden und machte deutlich, dass sie vorerst nicht in ihre Heimat zurückkehren werde, solange der Krieg andauert. "Ich liebe es, in Melbourne zu sein und freue mich darauf, mich dort niederzulassen. Ich bin stolz darauf, Australien in meiner professionellen Tenniskarriere zu vertreten", betonte sie.

Mit diesem Schritt setzt Daria Kasatkina ein klares Zeichen – sowohl sportlich als auch politisch.

Politische Reaktionen aus Russland

Laut Ubi Tennis äußerte sich Svetlana Zhurova, eine ehemalige Eisschnellläuferin und derzeitige Abgeordnete der Staatsduma (Unterhaus des russischen Parlaments), in einem Interview mit RIA Novosti. Sie argumentierte, dass Kasatinas Entscheidung nicht mit Feindseligkeit aufgenommen werden sollte:

"Wir müssen sie ruhig und ohne Hass behandeln. Natürlich wird sie negative Kommentare zu dieser Angelegenheit erhalten, aber seien wir ehrlich - sie lebt schon lange nicht mehr in unserem Land, und der Staat hat nicht in sie investiert, also gibt es keinen Grund, ihr irgendetwas vorzuwerfen."

Dmitri Svishchev, Mitglied des Ausschusses für Körperkultur, Sport und Jugend der Staatsduma, bezeichnete Kasatinas Wechsel der Staatsangehörigkeit als "nichts Außergewöhnliches": "Das ist ihr Leben und ihre persönliche Entscheidung. Sie ist in der Tat eine unserer besten Tennisspielerinnen. Es ist nichts Außergewöhnliches, dass sie sich entschieden hat, ihre Staatsbürgerschaft zu wechseln. Viele Menschen tun dies heutzutage - einige nehmen die ausländische Staatsbürgerschaft an, andere die russische."

Er wies auch darauf hin, dass Russland in ihrer Tenniskarriere eine entscheidende Rolle gespielt hat: "Das Wichtigste ist, dass Daria nicht vergisst, dass Russland durch den Tennisverband, Tarpischev (den Verbandschef) und ihre Trainer alles getan hat, um ihr zu helfen, als Tennisspielerin erfolgreich zu sein. Natürlich ist sie sehr talentiert, und wir alle haben ihre Siege gefeiert und ihre Niederlagen gespürt, aber das Land hat auch viel für sie als Sportlerin getan."

Was Kasatkinas Kritik an Russlands Anti-LGBTQ+-Politik und der Verfolgung von Einzelpersonen und Organisationen angeht, wies Swischtschew die Behauptungen zurück: "Daria kann leben, mit wem sie will und wie sie will. Wir und die Mehrheit der Russen teilen vielleicht nicht ihre Ansichten, aber wir verstehen sie trotzdem. Wahrscheinlich wird es ihr dort besser gehen. Vielleicht fühlt sie sich mit ihrem Partner wohler. Soll sie doch für Australien spielen."

Kasatkina reiht sich ein in eine wachsende Liste von in Russland geborenen Spielerinnen, die in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen die Nationalität gewechselt haben, darunter Elina Avanesian (Armenien), Varvara Gracheva (Frankreich) und Daria Saville (Australien). Auch in Kasachstans Team sind mehrere in Russland geborene Spielerinnen vertreten, darunter Elena Rybakina, Alexander Bublik und Yulia Putintseva.

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